Es mangelt an Respekt vor den Frauen

INDIEN Weitere brutale Gruppenvergewaltigungen erschüttern das Land am Jahrestag der tödlichen Vergewaltigung vor einem Jahr. Alle Versprechen der Behörden zu mehr Schutz von Frauen sind unerfüllt

DELHI dpa/taz | Der Schock über die tödliche Gruppenvergewaltigung 2012 sitzt in Indien noch tief, doch schreckliche Übergriffe ereignen sich im Land unvermindert weiter. In der Stadt Puducherry wird eine junge Frau Opfer von gleich zwei brutalen Männergruppen.

Genau ein Jahr nach dem international diskutierten Tod eines Vergewaltigungsopfers in Indien schockieren Meldungen über weitere Übergriffe das Land. Während in Neu-Delhi der Studentin gedacht wurde, die am 29. Dezember 2012 den Folgen einer Gruppenvergewaltigung erlag, sind in Puducherry zwölf Männer weiter in Haft. Sie werden der Beteiligung an den wiederholten Vergewaltigungen einer 21-Jährigen verdächtigt.

Gleich zwei Männergruppen hatten sich vor fünf Tagen in der südindischen Hafenstadt an der jungen Frau vergangen. Drei weitere Verdächtige würden gesucht, hieß es von der Polizei am Sonntag. Die 21-Jährige soll am Abend des 24. Dezember in der südindischen Stadt Puducherry von zwei unterschiedlichen Gruppen nacheinander missbraucht worden sein, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Das Opfer sei im Krankenhaus, der Zustand sei stabil. Unter den Männern in Gewahrsam befindet sich laut Polizei auch ein verurteilter Vergewaltiger.

Die Frau hatte nach Behördenangaben im Hafengebiet allein vor dem Haus von Freunden gewartet. Drei Männer hätten sie gepackt, einer von ihnen habe sie dann vergewaltigt. Ihren Freunden sei es zwar gelungen, sie zu befreien. Doch auf dem Rückweg zum Haus habe eine andere Gruppe von sieben Männern die Freunde angepöbelt, die junge Frau entführt und vergewaltigt. Wie die Zeitung Times of India berichtet, habe die Polizei die Frau schließlich befreit.

Am Platz vor der Sternwarte Jantar Mantar in Neu-Delhi legten Trauernde am Sonntag Kerzen und Blumen zum Gedenken an die 23-jährige Studentin nieder. Die Monstrosität der Tat im Dezember 2012 hatte das gesamte Land erschüttert. Die Regierung hatte daraufhin strengere Strafen für Vergewaltiger und den Frauen mehr Schutz versprochen. Zudem sollte eine Datenbank von verurteilten Sexualverbrechern angelegt werden – das ist bis heute nicht oder nur in geringem Umfang passiert.