Betr.: kinotaz nord

A

Alice im Wunderland USA 2010, R: Tim Burton, D: Mia Wasikowska, Johnny Depp

„In dieser visuell überbordenden Aneignung der beiden Carroll-Klassiker rahmt die Verlobung der Titelheldin eine klassisch dramatisch verlaufende Erzählung vom Sieg über die Tyrannei der großköpfigen Königin ein. Die subversive Kraft, der Wahnsinn und die rebellische Hysterie des Stoffes überdauern in den irritierend verzerrten Bildern, auf denen größenmäßig nichts zusammenpasst.“ (tip) H, HB, HH, KI, SN

Altiplano Deutschland/Belgien/Niederlande 2010, R: Peter Brosens, Jessica Woodworth, D: Jasmin Tabatabai, Olivier Gourmet

„Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen und eine Videokamera verbinden die Schicksale zweier Frauen aus unterschiedlichen Kulturen: Die Fotografin Grace (Jasmin Tabatabai) kehrt mit traumatischen Erinnerungen aus dem Irak zurück; bald darauf verliert sie ihren Mann, der als Arzt in Peru versuchte, den mit Quecksilber vergifteten Bewohnern eines Minendorfes zu helfen. Eine junge Peruanerin (Magaly Solier) nutzt die Kamera, um eine verzweifelte Botschaft zu senden. Diskret und vielschichtig befasst sich der Film mit drängenden politischen Problemen, wobei die starke, ins Surreale spielende Bildsprache fasziniert.“ (Rheinischer Merkur) GÖ

Ander Spanien 2009, R: Roberto Castón, D: Josean Bengoetxea, Cristhian Esquivel / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine Coming-out-Geschichte in einem abgelegenen Tal im Baskenland. Der Protagonist ist Mitte 40, Junggeselle und Landwirt. Regisseur Roberto Castón hat in seinem Spielfilmdebüt ein feines Auge nicht nur für den Kampf, der in dem Mann tobt, sondern auch für die Nebensachen, für die subtilen Machtbeziehungen in der Familie. Was bisweilen stört, ist die Zuverlässigkeit, mit der die plot points genau dann auftreten, wann man sie erwartet. Die inneren und äußeren Hindernisse, mit denen der Protagonist zu kämpfen hat, ordnen sich in einer erwartbaren Dramaturgie. Das ändert aber nichts an Castóns Beobachtungsgabe und seiner Feinfühligkeit für das innere Drama seiner Hauptfigur.“ (taz) HB

A Nightmare on Elm Street USA 2010, R: Samuel Bayer, D: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner

„Mit „Nightmare - Mörderische Träume“ revolutionierte Wes Craven 1984 das Slashergenre. Sein Schlitzer Freddy Krueger wurde zum Kult, weil er seine Teenieopfer nicht in irgendeiner Waldhütte meuchelte, sondern in ihren eigenen Albträumen. Dem Reboot von Produzent Michael Bay und seiner Remakefabrik Platinum Dunes (zuletzt: „Freitag der 13.“) geht diese erfrischende Note völlig ab. Vor lauter Erfurcht vor dem Original wurde offenbar auch vergessen, interessante Figuren zu entwerfen, die es verdient hätten, dass man mit ihnen mitfiebert. Einzig „Watchmen“-Mime Jackie Earle Haley versteht es, Kultkiller Freddy im Finale eine Bösartigkeit zu verleihen, die den schwarzhumorigen Auftritten seines legendären Vorgängers Robert Englund zuweilen abging. Nach 90 Minuten oberflächlichen Schreckens und vertaner Chancen kann das aber auch nichts mehr retten.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

A Single Man USA 2009, R: Tom Ford, D: Colin Firth, Julianne Moore

„Der Film „A Single Man“ ist das beeindruckende Regiedebüt des Modedesigners Tom Ford und basiert auf dem bekannten Roman „Der Einzelgänger“ von Christopher Isherwood. Colin Firth verkörpert den Uni-Prof George Falconer, der vom plötzlichen Unfalltod seines langjährigen Lebenspartners Jim erfährt und beschließt, Selbstmord zu begehen.“A Single Man“ zeichnet sich durch erlesene Optik und dezente, unaufdringliche Situationsschilderungen aus, die an die Handschrift des „American Beauty“-Regisseurs Sam Mendes erinnern. Die zartbittere Charakterstudie gleitet nie in Kitsch und Pathos ab, wenn auch in einigen Szenen die schwule Ästhetik etwas dick aufgetragen ist und die meisten Nebendarsteller wie Models aus der Haarspraywerbung aussehen.“ (Cinema) HH

Audition Japan 1999, R: Takashi Miike, D: Ryo Ishibashi, Eihe Shiina / Originalfassung mit Untertiteln

Dies ist einer der international brillantesten Psychothriller der letzten Jahre, mit Schockeffekten, gegen die „Hannibal“ wie Kinderkram wirkt. Mit großem Mut hat der Regisseur das Genremotiv der sich an Männern rächenden Frau so radikal zu Ende gedacht, wie sich das in Hollywood niemand trauen würde. Doch „Audition“ zeigt auch ein genau beobachtestes, realistisches und detailreiches Bild vom Leben im Tokyo von heute. So kann man etwa sehen, wie den Japanern ihre Höflichkeitsgesten so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie sich unwillkürlich auch dann vor einem Gesprächspartner entschuldigend verneigen, wenn sie nur am Telefon mit ihm sprechen. (hip) HH

Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver

„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) H, HB, HH, LG, SN

B

Die Beschissenheit der Dinge Belgien 2009, R: Felix Van Groeningen, D: Kenneth Vanbaden, Valentijn Dhaenens

„In der belgischen Provinz der 80er Jahre lebt der 13-jährige Gunther zusammen mit seinem dauersaufenden Vater und dessen drei ebenso abgewirtschafteten Brüdern. Denkbar schonungslos und mit ranziger Realitätsnähe, aber auch mit deftig grotesken Humoreinbrüchen erzählt diese Coming-of-Age-Tragikomödie von einer Jugend in prekären Verhältnissen und deren Langzeitfolgen.“ (tip) H, HB

Das Bildnis der Doriana Grey (aka Die Marquise von Sade) Schweiz 1976, R: Jesus Franco, D: Lina Romay, Monica Swinn

„Jess Franco, dem die vergilbten Leinwände dieser Welt in 50 Jahren fast 200 Ausschweifungen zu verdanken haben, ist der Prototyp des hedonistischen Regisseurs. Der kettenrauchende Jazzliebhaber siedelt seine billig und schnell produzierten Filme gerne um die Romane von Wilde, Sacher-Masoch und de Sade an. Im „Bildnis der Doriana Grey“ spielt Lina Romay (Francos Lebensgefährtin seit fast 40 Jahren) die Doppelrolle der Doriana, einer sexuell frustrierten, nymphomanischen Villenbewohnerin und ihrer in die Psychiatrie verfrachteten Zwillingsschwester. Zwischen den beiden gibt es eine telepathische Verbindung und die Schwester erlebt die Orgasmen, welche Doriana beim Sex versagt bleiben. Die Bildsprache dieses sonderbaren Sex-Dramas ist pornografisch und avantgardistisch zugleich und stammt aus Francos produktivster Schaffensphase.“ (b-movie) HH

Bitter Moon Frankreich/ Großbritannien 1992, R: Roman Polanski, D: Peter Coyote, Emmanuelle Seigner

„Harold Pinter meets Zalman King: So ließe sich Roman Polanskis jüngste Regiearbeit auf eine knappe Formel bringen. Vier Jahre nach Frantic versucht er sich an einer Mischung aus tiefschürfender Charakterstudie und schlüpfrigem Softsex, aus qualvollem Beziehungszwist und lodernder Leidenschaft - das konnte ja nicht gutgehen. Unentschieden, ja: unausgegoren wirkt der Film; Polanski macht sich auf die Suche nach menschlichen Abgründen, doch was er findet ist abgrundtief peinlich“ (epd) HH

C

Cindy liebt mich nicht Deutschland 2010, R: Hannah Schweier, D: Clemens Schick, Peter Weiss

„Auf der Suche nach der jungen Frau, die sie beide lieben und die sie beide verlassen hat, werden zwei Rivalen zu unfreiwilligen Reisegefährten bei einem Trip gen Dänemark. Die Romanverfilmung bleibt aufgrund blasser Figuren und nichtssagender Dialoge weitgehend blutleer; auch die ausgefeilte, aber allzu stilisierte Bildgestaltung sowie die bemühten surrealen Einsprengsel verleihen der Mischung aus Road Movie und Liebesgeschichte mit Retro-Schick nicht mehr Tiefe. Überzeugend ist allenfalls die starke Präsenz der Darsteller.“ (filmdienst) HH, KI

Coco Chanel & Igor Stravinsky Frankreich 2009, R: Jan Kounen, D: Anna Mouglalis, Mads Mikkelsen

„„Coco Chanel & Igor Stravinsky“ waren einander zugeneigt, doch die Leidenschaft, zu der sie nun im Kino füreinander entbrennen, loderte vielleicht doch nur in der Sphäre des Klatsches. Fest steht, dass die Modeschöpferin 1920, auf der ersten Höhe ihres Ruhms, den damals noch notleidenden Komponisten samt kränkelnder Ehefrau einen Sommer lang als Gäste auf ihrem Landsitz bewirtete. Die Französin Anna Mouglalis ist als Chanel eine elegante Schwärmerin, der Däne Mads Mikkelsen ein wild zergrübeltes Musikgenie. Im Übrigen präsentiert sich der ungemein luxuriös, doch ein wenig schwerfällig in Art-déco-Kleidern und -Räumen schwelgende Film als Prestigestück gesamteuropäischen Kulturkinos.“ (Der Spiegel) FL, HH

D

Date Night USA 2010, R: Shawn Levy, D: Tina Fey und Steve Carell

„“Date Night“ handelt von müden Eheleuten, die eines Tages aus ihrer Alltagsroutine gerissen werden, als man sie mit einem Gangsterpärchen verwechselt. Shawn Levys Komödie will zeigen, dass Verfolgungsjagden und wilde Schießereien die beste Paartherapie sind, spult aber das Abenteuer seiner Helden so lustlos und bieder ab, dass sich der Zuschauer schon bald die Ausübung aller ehelichen Pflichten zurückwünscht. Wenn Tina Fey in Dessous steigt, um als brave Gattin in einem Nachtclub das ganz verruchte Leben zu erfahren, wirkt sie weit spießiger als die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, die von Fey so wunderbar parodiert wurde.“ (Der Spiegel) HB, OS

David Wants to Fly Deutschland/ Österreich/Schweiz 2010, R: David Sieveking

„Auf der Suche nach Inspiration trifft der junge Filmemacher David Sieveking sein Idol David Lynch (“Twin Peaks“), einen bedeutenden Vertreter der Transzendentalen Meditation. Sein erhellender Film blickt in die zynischen Abgründe einer millionenschweren Psychosekte, handelt von obskuren Universitäten der Unbesiegbarkeit und yogischen Fliegern, die den Himmel auf Erden einläuten sollen.“ (Cinema) BHV, LG

Drachenzähmen leicht gemacht USA 2010, R: Dean Deblois, Chris Sanders

„Seit Jahrhunderten kämpfen die Wikinger auf einer kleinen nordischen Insel gegen Drachen. Doch dann schließt ein junger Wikinger Freundschaft mit einem der feuerspeienden Reptilien. Mit liebenswerten Figuren, pointiertem Dialogwitz und wunderschönen CGI-Bildern glänzender 3D-Film, der vom Mut, zu sich selbst zu stehen und anderen mit Neugier und Offenheit zu begegnen, erzählt und dabei durch Humor, furiose Actionszenen sowie die feine Porträtierung seiner jungen Hauptfigur und ihrer Probleme überzeugt.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS, SN

Du sollst nicht lieben Israel/Deutschland/Frankreich 2009 , R: Haim Tabakman, D: Zohar Strauss, Ran Danker

„Ein ultraorthodoxer jüdischer Metzger aus Jerusalem verliebt sich in einen Thora-Studenten. Sein homosexuelles Begehren stürzt den Familienvater in eine Identitäts- und Glaubenskrise und bringt ihn überdies in Konflikt mit seiner Gemeinde. Mit präzisem Blick für die Strukturen und Mechanismen der orthodoxen Sozietät inszeniertes Drama, dem es dank glaubwürdiger Figuren gelingt, den Widerstreit zwischen individuellen Gefühlen und den Zwängen religiöser Gebote einfühlsam zu vermitteln.“ (filmdienst) HH

E

Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau Großbritannien 2008, R: Stephan Elliott, D: Jessica Biel, Colin Firth

„Easy Virtue“ präsentiert die schöne Schauspielerin Jessica Biel als tollkühne, Autorennen fahrende junge Amerikanerin unter landadeligen Snobs im England der zwanziger Jahre. Die junge Heldin wird von einer bösen Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) angegiftet und von einem malerisch verkommenen Schwiegervater (Colin Firth) angeschmachtet. Die Komödienstory von Noël Coward war im Jahr 1928 die Vorlage für einen Film von Alfred Hitchcock, der Regisseur Stephan Elliott (“Priscilla“) macht daraus einen leicht verzopften, aber amüsanten Kostümfilm, in dem außer einem kleinen Schoßhund alle ihren Spaß haben.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Eine zauberhafte Nanny: Knall auf Fall in ein neues Abenteuer Großbritannien 2010, R: Susanna White, D: Emma Thompson, Ralph Fiennes

„Drei Kinderbücher hat Christianna Brand in den 60er-Jahren geschrieben. Die Geschichten von „Nurse Matilda“ inspirierten Emma Thompson zu ihrem ersten „Nanny“-Drehbuch, das 2005 verfilmt wurde. Auch das Skript zur Fortsetzung stammt aus Thompsons Feder, doch weil die Ideen aus den Büchern aufgebraucht waren, musste sie sich diesmal eine eigene Geschichte ausdenken. Und die besteht zum Glück aus den gleichen wunderbaren Zutaten wie beim ersten Teil: kauzige Figuren, hysterischer Slapstick und eine irrwitzige Handlung, die nicht unbedingt für kleine Zuschauer geeignet ist.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Ein Herr ohne Kleingeld Frankreich/Italien 1959 R: Jean Delannoy, D: Jean Gabin, Micheline Presle

„Ein ruinierter Baron sichert sich mit Eleganz und Verführungskunst einen luxuriösen Lebensstil. Charakterkomödie mit menschlich liebenswerten Zügen, amüsanter Selbstironie und hervorragenden Darstellern. Jean Gabin stellt in bester Form und Spielfreude den Aristokraten mit gehöriger Portion Dünkel dar - ein Lebenskünstler par excellence.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Eleganz der Madame Michel Frankreich/Italien 2009, R: Mona Achache, D: Josiane Balasko, Garance Le Guillermic

„Die verschlossene Concièrge eines Pariser Mietshauses pflegt heimlich eine empfindsame Neigung zur Literatur. Die Bekanntschaft mit einem japanischen Witwer und einem Mädchen führt zur allmählichen Annäherung dreier Außenseiter. Darüber verwandelt sich der Film vom entschleunigten Drama der Isolation zur sympathischen Komödie menschlicher Unzulänglichkeiten. Subtil-humorvoll erzählt, mit hintergründigen Dialogen und guten Schauspielern, überzeugt das zart-vergnügliche Kinodebüt durch seinen von Toleranz und Mitgefühl geprägten Blick auf einen menschlichen Mikrokosmos.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, LG

F

Der fantastische Mr. Fox USA 2009, R: Wes Anderson

„Wes Anderson übersiedelt sein Themenuniversum in den Puppenfilm und erzählt frei nach Roald Dahl von hochkultivierten, fuchteufelswilden Tieren in der englischen Provinz, die drei sadistische Großbauern gegen sich aufbringen. Ein handgemachter, hochkonzentrierter Stop-Motion-Animationsfilm (durchaus für Erwachsene) mit stilvoller 70ies-Soundcollage und einem Helden (im Original gesprochen von George Clooney), der mit kühlem Kopf die irrwitzigsten Pläne ausheckt.“ (tip) BHV, H, HB, HH

Federicos Kirschen - Cenizas del cielo Spanien 2008, R: José Antonio Quirós, D: Celso Bugallo, Gary Piquer

„Ein spanischer Landwirt und ein schottischer Autor verbünden sich zum Kampf um die Abschaltung eines Kraftwerks, das mit seinem Schadstoffausstoß die Umwelt verseucht. Die von beherzt aufspielenden Darstellern verkörperten originellen Typen, die verschiedenen Interessenkonflikte und das Zusammentreffen von spanischen mit schottischen Eigenarten verleihen dieser Tragikomödie einen unwiderstehlichen Charme.“ (tip) LG

Fellinis Satyricon Italien 1960, R: Federico Fellini, D: Martin Potter, Hiram Kellee

„In freier Bearbeitung des antiken Roman-Fragments von Petronius beschreibt Fellini die erotischen Abenteuer zweier Jünglinge in der dekadenten römischen Gesellschaft zur Zeit Neros. Ein opulenter, mit Monstrositäten und Kuriositäten überladener Bilderbogen, der auf dramaturgische Durcharbeitung verzichtet zugunsten einer revueartigen Aneinanderreihung grotesker Einzelauftritte. Fellini zeigt sich zugleich indigniert und fasziniert von den bunt schillernden Verfallssymptomen einer hedonistischen Epoche, die er als Keimzelle der modernen Zivilisation interpretiert. Die stilisierte Künstlichkeit der Dekorationen und Masken ermöglicht dem Zuschauer ebenso den kulinarischen Genuss wie die kritische Distanz.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko

„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HB, HH, OS

Die Fremde Deutschland 2009, R: Feo Aladag, D: Sibel Kekilli, Derya Alabora

„Drama um einen geplanten „Ehrenmord“ an einer kurdischstämmigen Deutschen. Diese lässt ihre Zwangsehe in der Türkei hinter sich, um mit ihrem kleinen Sohn in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Dort sucht sie den Kontakt zu Eltern und Geschwistern - mit fatalen Folgen. Dank prägnanter Figurenzeichnungen, die nicht nur die zwiespältigen Motivationen der furios gespielten Hauptfigur, sondern auch der Täter differenziert durchleuchten, ein überzeugender, spannungsvoller Blick auf ein Reizthema in Sachen Integration.“ (filmdienst) HH

Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus

“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) BHV, HH, OS

Für immer Shrek USA 2010, R: Mike Mitchell

„Auf Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchs von William Steig konzipierte DreamWorks-Boss Jeffrey Katzenberg 2001 seinen Antihelden als grobschlächtiges Gegenwicht zu den gelackten Prinzen aus dem Walt-Disney-Universum. Nur leider ist von Shreks anarchischem Charme kaum etwas übrig geblieben. Während früher spitzzüngige Spielereien mit modernen Popkulturmythen dominierten, hat der vierte Teil nur noch müde Witze vom Oger-Fließband zu bieten.“ (Cinema) BHV, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

G

Galerianki - Shopping Girls Polen 2009, R: Katarzyna Rosaniec, D: Anna Karczmarczyk, Dagmara Krasowska / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„In den Einkaufszentren mit ihren farbenprächtigen Schaufenstern, voll mit teurer Kosmetik und neuester Mode, verbringen Milena und ihre Freundinnen ihre ganze Freizeit. Sie sind »shopping girls«, sprechen wohlhabende Männer an und verkaufen Sex für eine Designerjeans oder Anderes. Als sich Alicja der Gruppe anschließt, lernt sie schnell, ihre Trümpfe auszuspielen. In ihrem preisgekrönten Werk erzählt Katarzyna Rosaniec von einem realen Phänomen in Polen und löst damit eine heftige Debatte aus. Die Tatsache, dass der weibliche Körper ein Produkt wie jedes andere ist, schockiert das postkommunistische katholische Land, in dem Sex nach wie vor ein Tabu ist. Die Mädchen treibt weniger die Not, als ein konsumorientierter hoher Lebensstil dazu, sich zu verkaufen.“ (filmlandpolen. de) H, HB, HH, HL

Giulias Verschwinden Schweiz 2009, R: Christoph Schaub, D: Corinna Harfouch, Bruno Ganz

„Während sie auf sie warten, um ihren fünfzigsten Geburtstag zu feiern, tauschen Giulias Freunde Allgemeinplätze über das Altern aus. Angesichts der unausweichlich mit dem Tod endenden Katastrophe allmählichen Verfalls versucht Schaub das Publikum auf humorvolle Gelassenheit einzuschwören. In Wahrheit stiehlt er ihm mit seinem langweiligen Film die Zeit.“ (tip) GÖ, HH

H

Hanni & Nanni Deutschland 2010, R: Christine Hartmann, D: Jana & Sophia Münster, Hannelore Elsner

„Sie gleichen sich bis aufs Haar und sind unzertrennlich: Hanni und Nanni. Kaum ein Tag vergeht, an dem die frechen Zwillinge nicht wieder etwas aushecken. Doch zu Unrecht fliegen sie von der Schule und werden von ihren Eltern ins Internat Lindenhof gesteckt. Dort erwarten sie strenge Verhaltensregeln, aber auch jede Menge Abenteuer. Christine Hartmanns Kinderfilm basiert auf der erfolgreichen Buchreihe der britischen Autorin Enid Blyton, die mit ihren ab 1965 auch in Deutschland veröffentlichten Internatsgeschichten Generationen von Mädchen begeisterte. Für die erste Leinwandadaption des Stoffes wurde die Geschichte zeitgemäß mit iPod und Handy aufpoliert. Der liebevolle Charme des Originals blieb dennoch erhalten, was nicht nur den quirligen Zwillingen Sophia und Jana Münster, sondern auch Hannelore Elsner als Internatsdirektorin zu verdanken ist.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Hier kommt Lola! Deutschland 2010, R: Franziska Buch, D: Meira Durand, Felina Czycykowski

„Eine liebenswerte, wenn auch nicht gerade normale Familie hat die temperament- und phantasievolle Lola (Meira Durand) bereits, was ihr noch fehlt, ist eine echte beste Freundin, mit der sie alles teilen kann. Nach einem Umzug nach Hamburg hofft sie, diese an ihrer neuen Schule zu finden. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Basierend auf einer Romanserie, entwirft der Film mit überwältigender Spiellust nichts Geringeres als eine wirklich anrührende Lebensutopie, die Zuneigung, Toleranz und die Möglichkeit, auch über Verschiedenheiten hinweg zusammenzuhalten, feiert. Der bildgestalterische Witz überzeugt dabei ebenso wie die guten Darsteller.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, KI

I

Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen Deutschland 2010, R: Hajo Schomerus

„Sechs christliche Konfessionen teilen sich den Zugang zum Grab Christi, das geht nicht immer ohne Streit: Der Dokumentarfilm „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ räumt den Gläubigen respektvoll Redezeit ein und gewinnt daraus doch fast so etwas wie eine skeptische Phänomenologie des Religiösen.“ (tip) H

Iron Man II USA 2010, R: Jon Favreau, D: Robert Downey Jr., Mickey Rourke

„Iron Man 2“ soll die Erfolgsgeschichte des Superhelden, dem ein kleiner Reaktor in der Brust Riesenkräfte verleiht, nach dem furiosen ersten Film von 2008 fortsetzen. Das wiederum von Jon Favreau inszenierte Sequel wirkt leider so schwergängig, als hätte der Weltenretter in der Zwischenzeit viel Rost angesetzt. Ohne Schwung und Esprit schleppt sich die Handlung dahin. Mikkey Rourke als charismatischer Bösewicht wird über weite Strecken lahmgelegt, weil er ständig an irgendwelchen Blechdosen herumschrauben muss. Scarlett Johansson darf als Femme fatale zwar sehr dekorativ ihre Kurven durchs Bild schieben, vermag aber ansonsten die Handlung kaum voranzutreiben. Und der für gewöhnlich großartige Robert Downey Jr., dem das Drehbuch nur selten witzige Sätze in den Mund legt, wirkt hier wie eine Revolverschnauze ohne Munition.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

J

Jungs bleiben Jungs Frankreich 2009, R: Riad Sattouf, D: Alice Trémolière

„Der 14-jährige Hervé ist alles andere als ein Mädchenschwarm. Mit seinem Kumpel Camel trifft er sich zum gemeinsamen Onanieren, und zu Hause vor dem Badezimmerspiegel übt er heimlich für seinen ersten Zungenkuss. Seine Annäherungsversuche enden meist mit einer demütigenden Abfuhr, bis sich die selbstbewusste Aurore in ihn verliebt. Verglichen mit den scheinbar so freizügigen, in Wahrheit jedoch ziemlich prüden Teenagerkomödien aus Hollywood zeichnet „Jungs bleiben Jungs“ ein überraschend ungeschöntes Bild von den emotionalen Untiefen der Pubertät - mit feuchten Zungenküssen und pickeligen Gesichtern in Großaufnahme.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, OL

K

Kampf der Titanen USA 2010, R: Louis Leterrier, D: Sam Worthington, Ralph Fiennes

„Bei der jetzt anlaufenden Neuversion von „Kampf der Titanen“ sehen die digitalen Monster auch nicht realer aus als die 1981 per Hand von Stop-Motion-Pionier Ray Harryhausen animierten Monsterpüppchen. Auch die Gestaltwerdung der griechischen Götter wirkt nicht unbedingt seriöser als die damals von Laurence Olivier und Ursula Andress im Nachtgewand dargestellten Zeus und Aphrodite.“ (epd-film) HB

Keep Surfing Deutschland 2009, R: Björn Richie Lob

„Dokumentarfilm über sechs Münchner Fluss-Surfer, die am Eisbach im Englischen Garten ihrer exotischen Leidenschaft frönen. Die über mehrere Jahre hinweg porträtierten jungen Männer erzählen über sich und ihr Leben, wobei der rasant geschnittene und rhythmisierte Film es mit seinen ästhetischen Anleihen beim Surffilm-Genre etwas übertreibt; dennoch ziehen die mitreißenden Bilder in Bann. Das Kinodebüt fängt zudem viel Zeitgeschichtliches ein und überzeugt durch seine Nähe zu den Protagonisten, wenngleich eine weibliche Perspektive das Männlichkeitspathos heilsam relativiert hätte.“ (filmdienst) HH

L

La Nana – Die Perle Chile/Mexiko 2009, R: Sebastián Silva, D: Catalina Saavedra, Claudia Celedón

„Raquel ist das Hausmädchen, in einem Haushalt der chilenischen Oberschicht. Sie hat ein Zimmerchen mit Fernseher, putzt, wäscht, kocht, erzieht mit. Das Alter geht nicht spurlos an ihr vorbei, sie hat Migräneanfälle, da ist die Perspektive, dass nun ein zweites Hausmädchen dazukommen soll, eher Bedrohung als Entlastung. „La Nana“ ist ein genaues Psychogramm der Bediensteten, sowie auch der konservativen chilenischen Gesellschaft selbst.“ (tip) BS, H, HB, HH, LG

La Pivellina Italien/ Österreich 2009, R: Rainer Frimmel, Tizza Covi, D: Patrizia Gerardi

„Eigentlich sucht die Schaustellerin Patti ihren streunenden Hund, doch dann findet sie auf einem Spielplatz eine verlassene Zweijährige. Kurz entschlossen nimmt sie das Kind mit zu ihrem Wanderzirkus. Woher die Kleine kommt und zu wem sie gehört, wissen die Gaukler nicht, und so ist die wachsende Vertrautheit zwischen dem Mädchen und seiner Ersatzfamilie überschattet von der Frage, ob die Behörden den Zirkusleuten ihre „Pivellina“ wieder wegnehmen. Das in tristen römischen Vorstädten angesiedelte Drama kommt in dokumentarischem Duktus daher, ist dramaturgisch bisweilen etwas schwerfällig, berührt aber durch seine authentischen Darsteller.“ (Rheinischer Merkur) H

Das Leuchten der Stille USA 2010, R: Lasse Hallström, D: Channing Tatum, Amanda Seyfried

„Nicholas Sparks schafft, wovon andere Schriftsteller nur träumen können: Er bringt die Sterne zum Lächeln und die Stille zum Leuchten. So sentimental und tränenreich wie kaum ein anderer Autor erzählt er in seinen Romanen von den tragischen Wechselfällen der Liebe. „Dear John“ - so der US-Originaltitel dieser unfassbar seichten, von Lasse Hallström (“Hachiko“) verfilmten Schmonzette - erzählt von einem US-Soldaten, der sich hin- und hergerissen fühlt zwischen patriotischer Pflichterfüllung und seiner großen Liebe Savannah. Während er in fremden Ländern gegen moslemische Heckenschützen kämpft, will sie in der Heimat einen Reiterhof für autistische Kinder gründen. Die räumliche Distanz überbrücken die beiden mit einer Flut von Liebesbriefen - bis John eines Tages vergeblich auf Post wartet. Channing Tatum (“Step Up“) und Amanda Seyfried (“Mamma Mia!“) schreiben sich die Finger wund, doch es hilft nichts. Ihre schmachtenden Blicke können der trivialen Lovestory nicht ein echtes Gefühl entlocken.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HL, KI, OS

Das Lied von den zwei Pferden Deutschland 2009, R: Byambasuren Davaa

„Die Sängerin Urna Chahar Tugchi reist in die Äußere Mongolei, um die Geige ihrer Großmutter restaurieren zu lassen. Außerdem hofft sie, die in Vergessenheit geratenen Strophen eines alten Liedes wiederzufinden. In leisen, dokumentarisch anmutenden Bildern erzählt Byambasuren Davaa (“Die Geschichte vom weinenden Kamel“) vom Verlust kultureller Traditionen.“ (Cinema) GÖ, H, HH, OS

Lilja 4-ever Schweden 2002, R: Lukas Moodysson, D: Oksana Akinshina, Artiom Bogucharskij, Elina Benenson / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine namenlose Stadt in der Ex-Sowjetunion, eine abgewrackte Wohnsiedlung, keine Chance auf eine menschenwürdige Zukunft: So sieht das Leben der 16-jährigen Lilja aus, die von ihrer Mutter allein gelassen wurde. Ohne Geld und Arbeit, hält sie sich mit Prostitution über Wasser und kämpft mit Drogen gegen die Verzweiflung an. Als einer ihrer Freier ihr einen Job in Schweden anbietet, schöpft sie Hoffnung. Humor, Hoffnung oder Trost sind in dem dokumentarisch anmutenden Drama über Armut und Menschenhandel Fehlanzeige. Das war auch nicht zu erwarten. Regisseur Lukas Moodysson (,Fucking Åmål‘) begleitet Liljas Absturz bis zum bitteren Ende. Starker Tobak zwar, aber verdienstvoll, weil hier ein Tabuthema unbeschönigt aufbereitet und dem Publikum zugemutet wird.“ (Der Spiegel) HB

Lourdes Östertreich/Deutschland/Frankreich 2009, R: Jessica Hausner, D: Sylvie Testud, Lea Seydoux

„Für Kranke bedeutet Lourdes die Hoffnung auf Heilung. Auch für die an multipler Sklerose erkrankte Christine. Sie besucht den Wallfahrtsort mit einer von Maltesern betreuten Pilgergruppe. Als das „Wunder“ geschieht und Christine aus ihrem Rollstuhl aufsteht, provoziert das nicht nur Freude, sondern auch Neid und Zweifel. Der Film fängt das Treiben in Lourdes und die Dynamik in der Pilgergruppe in streng komponierten Bildern ein. Satirische Spitzen über die kommerziellen Auswüchse im Ort blitzen auf, ohne dass die Ernsthaftigkeit der Heilssuche diskreditiert würde. Eine doppelbödige Reflexion über die „Zumutung“ des Glaubens.“ (Rheinischer Merkur) BS

M

Mammut Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Lukas Moodysson, D: Gael García Bernal, Michelle Williams

„Moodyssons Globalisierungsdrama erzählt in mehreren miteinander verbundenen Handlungssträngen von Kindern, die unter der Abwesenheit ihrer Eltern leiden - und vom schlechten Gewissen der Erwachsenen. Das wirkt im ersten Moment bestechend, aber es ist eben doch ein großer Unterschied, ob wohlhabende Doppelverdiener in New York ihre Tochter einem philippinischen Kindermädchen anvertrauen oder ob diese Nanny aufgrund der wirtschaftlichen Not in ihrer Heimat gezwungen ist, ihre Kinder alleinzulassen. Dass Moodysson diesen Widerspruch unter elegant arrangierten Bildern begräbt, macht „Mammut“ zu einem gleichermaßen faszinierenden und ärgerlichen Film.“ (Cinema) HB, HH

Marcello, Marcello Deutschland/Italien/Schweiz 2008, R: Denis Rabaglia, D: Francesco Mistichelli, Elena Cucci

„Um ein Date mit der Tochter des Bürgermeisters zu bekommen, lässt sich ein armer Fischerjunge auf einen alten Dorfbrauch ein und besorgt ein Geschenk für ihren Vater. Damit der Plan gelingt, ist eine lange Kette von Tauschgeschäften im Dorf vonnöten, bei der einige typisch neapolitanische Filmfiguren in traditionell sentimentaler Erzählweise aufeinander treffen.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

The Messenger USA 2009, R: Oren Moverman, Ben Foster, Woody Harrelson

„The Messenger“ ist ein Offizier der US-Armee, der den Angehörigen im Irak gefallener Soldaten die Todesnachricht überbringen muss. Oren Movermans Oscar-nominiertes Drama erzählt unaufgeregt, feinfühlig und packend von den Kämpfen an der Heimatfront. Der grandiose Hauptdarsteller Ben Forster sowie Woody Harrelson als rauer Partner des empfindsamen Helden lassen den Zuschauer schmerzhaft spüren, was es bedeutet, andere Menschen in Verzweiflung zu stürzen, ohne etwas dafür zu können. So aufwühlend wurde im Kino lange nicht mehr von Tod und Trauer erzählt.“ (Der Spiegel) H, HH, KI

Mit dir an meiner Seite USA 2009, R: Julia Anne Robinson, D: Miley Cyrus, Kelly Preston

„Miley Cyrus (“Hannah Montana“) in ihrer ersten ernstzunehmenden Rolle: Das Teenageridol spielt die 17-jährige Ronnie, die ihrem Vater nie verziehen hat, dass er sich von ihrer Mutter getrennt hat. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder soll das rebellische Girlie die Sommerferien nun ausgerechnet bei ihrem Dad (charismatisch: Greg Kinnear) verbringen. Dort trifft sie auf den Sonnyboy Will, der wieder Freude in Ronnies Leben bringt. Wider Erwarten ist aus Nicholas Sparks‘ Buchvorlage keine flache Liebesschnulze mit gelegentlichen Gesangseinlagen des Popsternchens entstanden. Im Gegenteil: Die unvorhersehbare Wendung der Geschichte wird sicherlich so manchem Kinozuschauer eine Träne entlocken.“ (Cinema) BHV, BS, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, LG

Montana Sacra (The Holy Mountain) Mexiko/USA, 1973, R: Alejandro Jodorowsky, D: Horacio Salinas

„Jodorowskys „Holy Mountain“ ist ein überwältigendes, mystizistisches Werk voller Zynismus und ausschweifenden Bildern. Bebilderte, phantasmagorische Imagination und drogenbeeinflusste Kreativität fusionieren hier zu einem grotesken Zirkus voller exquisiter Kuriositäten und religiöser Anspielungen. Ein surrealistisches Bombardement für die Augen. Oft hängt Jodorowsky seine Kamera weit oben in einem Raum auf, um verrückte Schattenspeiele auf noch surrealistischeren Teppichböden zu erzeugen. „Holy Mountain“ ist ein brillantes, surreales, psychedelisches, „mind-fucking“, aber auch „mind-opening“ Stück Experimentalfilm.“ (mitternachtskino.de) HH

My Name ist Khan Indien 2010, R: Karan Johar, D: Shah Rukh Khan, Sheetal Menon

„“My Name Is Khan“ zeigt den größten Star des Bollywood-Kinos beim Versuch der Westerweiterung seines Imperiums. Shahrukh Khan spielt in dem Immigrations-Melodram einen muslimischen Inder, der seinem Bruder in die USA folgt und sich dort nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt sieht. Er begibt sich auf eine Art Pilgerfahrt durch Amerika und kämpft sich bis zum US-Präsidenten vor. Das pathetische Star-Vehikel ächzt mächtig unter der Last der vielen schweren Themen, die der Regisseur und Co-Autor Karan Johar draufgepackt hat: Rassismus, Autismus, Terrorangst. Zum Glück sorgt Khan mit seinem Charisma und Charme immer wieder für Ausgleich, sobald der Film im Elend der Welt zu versinken droht.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, OL, OS

O

Das Orchester von Piazza Vittorio Italien 2006, R: Agostino Ferrente

„Dokumentarfilm über ein Projekt, bei dem Musiker unterschiedlicher ethnischer Herkunft und musikalischer Traditionen zu einem Orchester zusammenwachsen, benannt nach der römischen Piazza Vittorio. Hintergrund ist der Druck der italienischen Regierung, die die Einwanderung mit zunehmender Härte bekämpft. Trotz seines spannenden Materials kann der schlecht strukturierte Film weder eine Nähe zu seinen Protagonisten aufbauen noch innerhalb des facettenreichen Stoffes überzeugende Schwerpunkte setzen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

P

Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham

„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) GÖ, H

Der Pianist Frankreich/Deutschland/Polen/Großbritannien 2002, R: Roman Polanski, D: Adrien Brody, Thomas Kretschmann

Als jüdisches Kind lebte Polanski im Krakauer Ghetto, entkam als einer von ganz wenigen dem Konzentrationslager, seine Mutter starb in Auschwitz. Ein ähnliches Schicksal durchlebte der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman, auf dessen Autobiographie der Film „Der Pianist“ basiert. Und es scheint, als habe Polanski all die Jahre nur auf diesen Stoff gewartet. Plötzlich ist er wieder ganz auf der Höhe seines Könnens, inszeniert präzise, in der Form fast klassisch und mit einem sicheren Blick fürs Detail. (hip) HB

Pippa Lee USA 2009, R: Rebecca Miller, Robin Wrigth, Mike Binder

„Midlife-Krise im komfortablem Vorstadtheim: Pippa Lee, Ende Vierzig, sucht nach etwas anderem als dem Leben einer braven Hausfrau und Mutter. Autorin und Regisseurin Rebecca Miller verfilmte ihren eigenen Erfolgsroman mit ansprechender Starbesetzung, kann aber nicht verhindern, dass man die Hausfrauen-Pippa mit ihrem in Rückblenden vorgestellten orientierungslosen jüngeren Ich nie so recht zusammenbekommt. Vermutlich klang die Geschichte auf Papier besser.“ (tip) HH, LG

Plan B für die Liebe USA 2010, R: Alan Poul, D: Jennifer Lopez, Michaela Watkins

„Man muss sich nur entscheiden, dann kommt es garantiert anders, als man denkt: Zoe will nicht länger auf den Mann fürs Leben warten und beschließt, die Sache mit dem Kinderkriegen selbst in die Hand zu nehmen. Gerade hat sie erfahren, dass sie dank künstlicher Befruchtung schwanger ist - da läuft ihr der attraktive Stanüber den Weg. Wenn es ein Genre gibt, das den Vorstellungen von einem Feelgood-Movie nahezu perfekt entspricht, dann sind es romantische Komödien. Doch nicht in diesem Fall. Eine Liebesnacht in einer Lagerhalle voller Ziegenkäse, Hundekot in der Sandkiste, ein gehbehinderter Vierbeiner, der einen Schwangerschaftstest verschluckt und sich anschließend übergibt, und eine grotesk überzeichnete Hausgeburt im Planschbecken - „Plan B für die Liebe“ bietet unangenehme Szenen im Überfluss.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, LG, OS

Plastic Planet Österreich/Deutschland 2007, R: Werner Boote

„Plastik tötet. Es löst Allergien aus, schädigt unser Hormonsystem und kann Krebs erzeugen. Der Österreicher Werner Boote, dessen Großvater zu den Pionieren der Kunststoffindustrie gehörte, hat in verschiedenen Ländern Beweise dafür gefunden, dass Plastiksubstanzen längst zu einer ernsthaften Bedrohung für Mensch und Umwelt geworden sind. Das Ergebnis ist ein ebenso erschreckender wie erhellender Report, der unser Konsumverhalten verändern könnte - und sollte.“ (Cinema) HH

Postcard to Daddy Deutschland 2008, R: Michael Stock

„Acht Jahre lang wurde Michael Stock von seinem Vater sexuell missbraucht. Auf der Suche nach Seelenfrieden konfrontiert er seine Familie mit seiner Leidensgeschichte. Rückhaltlos ehrlich beschreibt der Film, der für den Regisseur zum Überlebensprojekt wurde, die selbstzerstörerischen Folgen des Missbrauchs: Stock versuchte mehrfach, sich umzubringen, und infizierte sich mit Aids.“ (Cinema) HH

Prince of Persia - Der Sand der Zeit USA 2010, R: Mike Newell, D: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton

„Da soll noch einer behaupten, Geschichte würde sich nicht wiederholen: Weil die Herrscher von Alamut im Verdacht stehen, die Feinde des Königs mit Waffen zu versorgen, wird die heilige Stadt im 6. Jahrhundert von persischen Truppen erobert. Doch nach dem Sieg fehlt von der angeblichen Waffenschmiede jede Spur. Ein Schelm, wer dabei an irakische Massenvernichtungswaffen denkt. “Harry Potter“-Regisseur Mike Newell kombiniert orientalische Mystik und wilde Verfolgungsjagden im Parkourstil zu einem augenzwinkernden, rasant inszenierten Kinomärchen aus 1001 Nacht, das auch in darstellerischer Hinsicht für Glanzpunkte sorgt. Jake Gyllenhaal überzeugt als charismatischer Draufgänger, der sich mit einem frechen Spruch aus jeder noch so ausweglosen Situation befreit.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, LG

R

Repo Men USA 2010, R: Miguel Sapochnik, D: Jude Law, Forest Whitaker

„Auf den ersten Blick erweckt der Film den Eindruck eines soliden Science-Fiction-Thrillers, in dem die Action und der Humor nicht zu kurz kommen - siehe auch den Trailer. Tatsächlich gibt es auch einige Prügel- und Ballerszenen, die das Herz des Fans erfreuen. Dagegen stehen die wenig appetitlichen Splatter-Aufnahmen, die dem echten Gore-Fan viel zu harmlos ausfallen dürften, den durchschnittlichen Kinogänger aber bestimmt überfordern. Auf einen einfachen Nenner gebracht: „Repo Men“ ist weder Fisch noch Fleisch, will es jedem recht machen und scheitert dabei.“ (Cinema) H, HB, HH

Robin Hood USA 2010, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Cate Blanchett

„Nach einem Drehbuch von Brian Helgeland macht Ridley Scott aus der Sage von Robin Hood einen stellenweise fast schon grotesken Universalmythos: Der Rächer der Enterbten ist hier Bogenschütze, Gewaltenteiler, Reichseiniger, Biobauer - zu viel für eine plausible Heldenerzählung.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

S

Das Schweigen Schweden 1963, R;: Ingmar Bergman, D: Ingrid Thulin, Gunnle Lindblom

„Die in einem gottverlassenen, artifiziellen Niemandsland angesiedelte Parabel gibt in ihrer Symbolfülle Raum für unterschiedliche Deutungen und gehört zu den radikalsten Werken von Bergman. Aufgrund seiner Anfang der sechziger Jahre als provokativ empfundenen Darstellung von Sexualität in einigen europäischen Ländern beschlagnahmt bzw. zensiert.“ (Lexikon des internationalen films) HH

Sex & The City II USA 2010, R: Michael Patrick King, D: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall

„Deutlich rasanter und pointenreicher als in Teil 1 wird im Sequel dem Geist der Serienvorlage gehuldigt: Ob Samanthas Vitaminüberdosen gegen das Älterwerden, Charlottes lautstarke Kämpfe mit den lieben Kleinen, Mirandas Jobprobleme oder Carries Angst, als langweiliges Frauchen am Herd zu enden - das Liebes- und Alltagschaos der Großstadtmiezen wird nicht mehr tiefenpsychologisch seziert, sondern luftig-leicht in die beschwingte Geschichte eingebettet. Was natürlich auch für das Product-Placement von Apple bis zu den Luxuskarossen der Marke Maybach gilt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Sin Nombre USA/Mexiko 2009, R: Cary Fukunaga, D: Paulina Gaitan, Edgar Flores

„Eine Welt, von der viele gar nicht wissen, dass sie existiert: Der Film „Sin Nombre“ (“Ohne Namen“) spielt auf dem Dach eines Güterzugs, der durch Mexiko fährt. Das Dach ist voll besetzt mit Flüchtlingen aus ganz Mittelamerika, unterwegs in Richtung USA, in ein vermeintlich besseres Leben. Das rollende Ghetto wird zum Schauplatz von Kämpfen auf Leben und Tod. Ausgerechnet dort lernt Sayra, ein Mädchen aus Honduras, den 18-jährigen Casper kennen, Mitglied einer mexikanischen Gangsterbande und bald auf der Flucht vor den eigenen Leuten. Der Film folgt dem Paar auf seiner Odyssee durch eine post-apokalyptische Landschaft voller Müllberge und Fabrikruinen. „Sin Nombre“ ist das Spielfilmdebüt des US-Regisseurs Cary Fukunaga, 32, der zur Recherche selbst auf einem Zugdach quer durch Mexiko reiste. Die Entbehrungen haben sich gelohnt: Fukunaga kombiniert Thriller, Liebesgeschichte und halbdokumentarisches Flüchtlingsdrama zu einem kleinen Meisterwerk.“ (Der Spiegel) H, HH

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) H, HB, HH, KI, LG

Splice – Das Genexperiment Kanada/Frankreich 2009, R: Vincenzo Natali, D: Adrien Brody, Sarah Polley

„Ein Wissenschaftlerpärchen brütet im Rahmen eines Genforschungsprojektes ein Mischwesen aus Mensch und Tier im Labor aus. Dieser Mischling aus Känguru und Top-Model ist so verführerisch, das er das Eheleben des Pärchens und das Wohl der Menschheit gefährdet. Ein grundsolider Mittelkasse-SF-Horror mit sympathischen Darstellen und einem state-of-the-art Monster.“ (tip) BHV, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

StreetDance 3D Großbritannien 2010, R: Max Giwa, Dania Pasquini, D: Nichola Burley, Richard Winsor

„Kurz vor der britischen Streetdance-Meisterschaft braucht die Gruppe einer jungen Frau einen neuen Übungsraum. Das angebotene Studio der königlichen Ballettschule kommt da gerade recht, doch die Bedingung, dass die begeisterten Streetdancer den Tanzeleven Pepp und Leidenschaft vermitteln, erscheint unerfüllbar. Inhaltlich flach, unterhält der Film zumindest seine Zielgruppe durch die dynamischen, die Bewegung im Raum mitreißend umsetzenden Tanzsequenzen.“ (filmdienst) BHV, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

T

Tanzträume - Jugendliche tanzen „Kontakthof“ von Pina Bausch Deutschland 2010, R: Anne Linsel

„Ein mitreißender Dokumentarfilm in der Tradition des Erfolgsfilms „Rhythm Is It!“: 40 Schülerinnen und Schüler aus Wuppertaler Schulen proben ein Jahr lang das Stück „Kontakthof“ der mittlerweile verstorbenen Choreografin Pina Bausch. Einmal wöchentlich wird mit Bauschs Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet geprobt. Dabei verfolgt die Landzeitdoku, wie die Schüler langsam an der Herausforderung wachsen, wie sich ihr Verhältnis zum eigenen Körper ändert und sie sich in der Bewegung ein neues Ausdrucksspektrum erobern – und auch, wie sich die künstlerische Zusammenarbeit positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.“ (Rheinischer Merkur) H, HH, OS

Teufelskicker Deutschland 2009, R: Granz Henman, D: Diana Amft, Benno Fürmann

„Für Sportunderdogs hält das Kino immer wieder Erfolgsgeschichten bereit hält. Das ist auch bei den „Teufelskickern“ so. Anders als die „Wilden Kerle“ driftet diese Jugendbuchadaption aber nie in reine Fantasie ab, sondern versucht, zwischen Kickerturbulenzen und Teamgeistbeschwörung möglichst die Bodenhaftung zu behalten.“ (tip) BHV, GÖ, H, HB, HH, KI, OS

The Crazies USA 2010, R: Breck Eisner, D: Timothy Olyphant, Radha Mitchell

„“The Crazies“ beschreibt präzise und spannend, wie ein Ausbruch von Wahnsinn und Gewalt im Mittleren Westen der USA eine Kleinstadtidylle zerstört. Breck Eisners geglücktes Remake von George A. Romeros Kino-Klassiker aus dem Jahr 1973 ist ein phantasievoller, streckenweise mitreißend inszenierter Horrorfilm und zugleich eine süffisante Sozialstudie über die amerikanische Provinz, in der in jedem aufrechten Amerikaner ein Zombie zu stecken scheint, der nur darauf wartet, herausgelassen zu werden.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

The Doors – When You’re Strange USA 2010, R: Tom DiCillo

„Dokumentarfilm über die Rockband The Doors von ihrem Aufstieg 1965 bis zum frühen Tod ihres Leadsängers Jim Morrison im Jahr 1971. Die Entwicklung und Bedeutung der Band werden anhand von Archivmaterial, einem Experimentalfilm von Morrison sowie Off-Informationen zu zeitgeschichtlichen Hintergründen nachgezeichnet. Obwohl der Film keine neuen Erkenntnisse bietet und vor allem keine neuen Interpretationen wagt, überzeugt er als Annäherung an die menschliche wie musikalische Dynamik der Band.“ (filmdienst) HH

Tiger-Team Deutschland/Österreich/Singapur 2010, R: Peter Gersina, D: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert

„Erstes Leinwandabenteuer der drei jungen Amateurdetektive, die als „Tiger Team“ schon auf eine große Leserschaft blicken können. In China müssen sie den geheimnisvollen Mondpalast vor den Intrigen einer Kosmetikproduzentin schützen. Spannender Abenteuerfilm, nicht nur für Kinder.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Tod in Venedig Italien 1970, R: Luchino Visconti, D: Dirk Bogarde, Silvana Mangano

„Zur Erholung nach Venedig gekommener deutscher Künstler verfällt in platonische Liebe zu einem schönen polnischen Jüngling und erleidet in einer choleraverseuchten Stadt einen moralischen und psychischen Zusammenbruch. Eine in der Beschwörung der Atmosphäre großartige Verfilmung von Thomas Manns 1912 erschienener Novelle.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Tunisreise - Le voyage à Tunis Schweiz/Österreich 2007, R: Bruno Moll

„Der tunesische Maler, Filmemacher und Geschichtenerzähler Nacer Khemir begibt sich auf die Spuren des Schweizer Malers Paul Klee, der 1914 mit zwei Malerfreunden nach Tunesien reiste und dessen Arbeiten in der Folgezeit von den Farben und vom beeindruckenden Licht des Landes beeinflusst blieben. Der Dokumentarfilm wagt als schwelgerischer Essay die Annäherung an eine komplexe Künstlerpersönlichkeit und kreist dabei um die Durchdringung von Orient und Okzident.“ (Lexikon des internationalen Films) HB, HH

U

Unsere Ozeane Frankreich/Schweiz/Spanien 2009, R: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud

„Als Regisseur und Produzent hat Jacques Perrin (“Mikrokosmos“, „Nomaden der Lüfte“) dem Genre der Tierdokumentation in Frankreich zu einer glänzenden Renaissance verholfen. Sein Plädoyer gegen die Überfischung der Meere kommt ohne Sentimentalisierung und (beinahe) ohne Didaktik aus. Sein überzeugendstes Argument ist die Schönheit.“ (tip) HB, HH

V

Vergebung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace

„Abschluss der auf einer Roman-Trilogie beruhenden Krimi-Reihe um einen Journalisten und eine Detektivin, die einem in hohen Gesellschaftskreisen verorteten Sumpf aus Gewalt, Korruption und Menschenverachtung auf der Spur sind. Ihr Versuch, die Schuldigen dingfest zu machen, kulminiert in einem Justiz-Drama. Spannender Thriller mit charismatischen Figuren, einer stimmungsvoll-düsteren Bildsprache und einer glaubwürdig entwickelten Handlung. Obendrein kratzt der Film an den Verdrängungsmechanismen sowie dem latenten Gewaltpotenzial einer puritanisch-repressiven Wohlstandsgesellschaft.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Vertraute Fremde Belgien/Luxemburg/Frankreich/Deutschland 2009, R: Sam Garbarski, D: Léo Legrand, Pascal Greggory

„Ein Comic-Zeichner in den Fünfzigern findet sich unverhofft in seinem 14-jährigen Körper und im alten Heimatdorf wieder. In der vertrauten, doch fremd gewordenen Umgebung seiner Kindheit will er verhindern, dass sein Vater die Familie verlässt. Eine in Bildgestaltung und Ausstattung reizvolle Comic-Adaption, die im Stil der 1960er-Jahre an die Vorlage erinnert, aber die Charaktere und ihre Lebenswelt nicht lebendig werden lässt. Die Frage nach dem richtigen Leben verliert sich so in den grafischen Oberflächen.“ (filmdienst) H, HH

Die 4. Revolution - Energy Autonomy Deutschland 2009, R: Carl-A. Fechner

„Die Umsetzung der Vision von einer weltweiten, dezentralen Energie-Autonomie hat bereits begonnen, während die atomar-fossil dominierte Primär-Energiewirtschaft versucht, dies zu verhindern. Komprimierte Information und Interviews mit Top-Managern und Experten in zehn Ländern.“ (tip) HH

Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth

„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Vorsicht Sehnsucht Frankreich/Italien 2009, R: Alain Resnais, D: Sabine Azéma, André Dussollier

„Ein Mann findet das Portemonnaie einer fremden Frau, ergeht sich in Spekulationen über ihre Besitzerin und stellt ihr so aufdringlich nach, dass diese die Polizei einschaltet. In immer neuen Anläufen illuminiert die multiperspektivische Tragikomödie immer irritierendere Züge der Protagonisten, ohne dass der surreal-absurde Film darüber seinen boulevardesk-verspielten Ton verlieren würde. Eine berauschende Literaturadaption von Alain Resnais, die sich souverän aller Konventionen entledigt und mit jugendlicher Nonchalance demonstriert, was man mit Bildern, Tönen und Bewegungen auf der Leinwand alles anfangen kann.“ (filmdienst) GÖ, Ol

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) GÖ, HB, HH

When in Rome – Fünf Männer sind vier zuviel USA 2010, R: Mark Steven Johnson, D: Kristen Bell, Josh Duhamel

„Eine junge Frau, die nicht mehr an die große Liebe glauben mag, stiehlt fünf Münzen aus einem Brunnen in Rom und löst damit emotionales Chaos bei den Männern aus, die die Münzen hineinwarfen. Fortan sind sie vom Gedanken besessen, ihr Herz zu erobern. Schale romantische Komödie, die am mangelhaft konstruierten Plot sowie am ausdrucksarmen Spiel der Hauptdarsteller krankt.“ (filmdienst) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Z

Zahnfee auf Bewährung USA 2010, R: Michael Lembeck, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Julie Andrews

„Weil Eishockeystar Derek Thompson sei nern regelmäßig die Zähne ausschlägt, trägt er den Spitznamen „Zahnfee“. Doch Derek zerstört nicht nur die Gesundheit seiner Gegenspieler, sondern auch den Lebenstraum eines jungen Fans. Zur Strafe wird er von einer höheren Macht dazu verdonnert, vorübergehend den Job einer Zahnfee zu übernehmen. Aus dieser abstrusen Idee hätte ein aberwitziger Anarchospaß werden können, doch Regisseur Michael Lembeck setzt vor allem auf plumpe Situationskomik - was sicher auch an der beschränkten Ausstrahlung von „Scorpion King“ Dwayne Johnson liegt.“ (Cinema) DEL, H, HB, LG, OS

Zu scharf, um wahr zu sein USA 2010, R: Jim Field Smith, D: Jay Baruchel, Mike Vogel

„Für den unauffälligen Kirk ist es unbegreiflich, dass sich die attraktive Molly ausgerechnet in ihn verliebt hat. Er und sein gesamtes Umfeld geraten in Aufruhr. Das geschieht allerdings auf dem Niveau eines amerikanischen Komödienstadels mit neopubertären Zoten um Spermaflecken, Intimrasur und dümmliche Ex-Lover.“ (tip) OS