der zweite kommentar
: Wer prüft, wo das Fifa-Geld hingeht?

Die egoistischen, vielleicht korrupten Funktionäre Togos haben die Arbeit der modernen Kräfte in Afrika beschädigt

Togos sportliches Abschneiden ist nur ein Randaspekt bei diesem bislang einzigen Auftritt des Landes bei einer Fußball-WM. Das ist traurig für Togo und ein bisschen auch für ganz Afrika, denn der Kontinent bewirbt sich mit seiner Präsentation für einen sechsten Startplatz für das Turnier 2010 in Südafrika. Es gibt moderne Kräfte in Afrika, die sich um mehr Professionalität mühen. Die unfähigen, unprofessionellen, egoistischen, vielleicht sogar korrupten Funktionäre Togos haben viel zerstört von dieser Arbeit. Eine Teilschuld trifft dabei auch den Fußballweltverband, der sich so gerne als großer Unterstützer der Armen uns Schwachen darstellt.

Es sind nämlich Gelder der Fifa, um die so heftig gestritten wurde. Jedem der 32 Teilnehmer wurde nach der Auslosung eine Million Schweizer Franken zur Finanzierung der Vorbereitung überwiesen. Für die Vorrunde werden pro Spiel zwei Millionen Franken verteilt, die Fifa trägt zudem die Kosten für 45 Personen in den WM-Delegationen der 32 Mannschaften, was die Anreise (Business-Class-Flug) sowie die Unterbringung (400 Franken pro Person täglich) beinhaltet. WM-unabhängig flossen zudem in den vergangenen Jahren Gelder aus dem Entwicklungshilfeprojekt „Goal“ an die ärmsten Fußballländer der Welt.

Für einen Togolesen, in dessen Land das jährliche Pro-Kopf-Einkommen bei 300 Euro liegt und das gesamte Bruttoinlandsprodukt 1,7 Millionen Euro beträgt, sind solche Summen gigantisch, selbst für die Mächtigen im Staat. Deshalb liegt es nahe, dass der Sohn des Staatspräsidenten höchstselbst die Geschicke des Verbandes führt. Leichter lässt sich kaum an solch wertvolle Devisen kommen. Für die Funktionäre sei es ein Leichtes, Teile dieses warmen Regens in der eigenen Tasche verschwinden zu lassen, sagen Afrikakenner wie der Franzose Claude Le Roy, der gegenwärtig den Kongo trainiert.

Wie tief dieses Prinzip sitzt, hat die Beharrlichkeit gezeigt, mit der die Herren aus Afrika die Prämienauszahlung verweigerten; erst am gestrigen Dienstagvormittag wurde das Geld angeblich ausgezahlt.

Zwischendurch hat der Streit jedoch selbst den Fifa-Funktionären den Schweiß auf die Stirn getrieben. Sie mussten massive Drohungen gegen den Verband aussprechen, denn das Spiel gegen die Schweiz war durch den Spielerstreik bedroht. Was hätten wohl die TV-Sender, gesagt, wenn plötzlich ein teuer erkauftes Spiel nicht stattfindet? Wie hätten die Sponsoren reagiert, denen die Werbebandenpräsenz im Fernsehen versprochen ist?

Vielleicht überdenken die Herren des Weltfußballs nach diesen Erfahrungen ihre Haltung. Bisher gibt es keine Instanz, die gewissenhaft kontrolliert, was mit den Mitteln passiert, die die Fifa in alle Welt überweist. Seit Jahren vermuten Kritiker, dass dahinter ein Prinzip steckt, schließlich sind viele der komfortabel ausgestatteten Herren treue Gefolgsleute, wenn Fifa-Regent Blatter alle paar Jahre sein Wahlvolk zusammentrommelt.

Jetzt sah sich die Fifa veranlasst, ernsthaft Druck auf solch dubiose Funktionäre auszuüben. Dass sie gleichzeitig den Spielern mit langen Sperren für Klubspiele drohte, ist jedoch ein Indiz dafür, dass man den Verbänden gerne weiterhin alle Freiheiten lässt. Würde die Fifa als glaubwürdige moralische Instanz auftreten, müsste sie hingegen eindeutig auf der Seite der Spieler stehen, denn die fordern nur ihren Anteil an dem Geld, das durch ihre Leistungen eingenommen wird. DANIEL THEWELEIT