Kopftuch-Streit
: Gefahr droht nur den Vorurteilen

Natürlich, es geht um’s Prinzip. Dulden wir Kreuze in unseren Schulen, Lehrer mit Kippa, Referendarinnen im Kopftuch? Nein, so schallt es aus Bremen – und zwar ohne Ausnahme. Begründung: „Der Schulfrieden ist in Gefahr.“ Wirklich?

Kommentar von Jan Zier

Mit gutem Grund könnte die Politik alle religiösen Insignien aus hiesigen Schulen verbannen. Wenn sie Staat und Kirche trennen wollte. Will sie aber nicht. Stattdessen muss die fixe Idee einer „abstrakten Gefahr“ herhalten, um einer Muslimin die Ausbildung zu verweigern. Einer Muslimin, die weder verbeamtet wird, noch Chancen hat, dereinst als Religionslehrerin an einer staatlichen Schule angestellt zu werden.

Eigens für sie wird eilig ein Gesetz erlassen, das definiert: Der Schulfrieden ist bedroht. Genauer überprüfen wollte die Bremer Schulbehörde die Stichhaltigkeit ihres Arguments nicht. Jetzt zwingt sie wohl das Verwaltungsgericht dazu. Endlich, muss man anfügen. Auch wenn das Ergebnis der nachfolgenden „Ermessensentscheidung“ des SPD-Senators schon absehbar ist.

Dabei lohnt ein Blick an eben jene Bremer Schule, an der die junge Muslimin bereits unterrichten durfte, wenn auch nur kurz: Von einer Gefahr für den Schulfrieden war dort nichts zu hören. Wohl aber von einer Gefahr für liebevoll gehegte und gepflegte Vorurteile.