Die Kirche 2020
: Science Fiction Church

Das eiskalte Marketing hat die evangelische Kirche von Westfalen erreicht. Denn sie hat keinen medialen Superstar wie Papst Ratzinger zu bieten und muss dementsprechend immer häufiger kleine Brötchen backen. Die will sie nun aber liebend gern in kirchlichen Bistros zu Geld machen. Denn am schnöden Mammon hängt die Zukunft. Natürlich nicht die des Glaubens, aber die der gut verdienenden Kirchendiener, die angesichts schwindender Mitgliederzahlen und Kirchensteuern um ihren Job, ihr Eigenheim, ihr Pferd fürchten.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Visionen sind also gefragt und die dürfen natürlich nicht wie im alten Griechenland unter Drogen geweissagt werden. Deshalb hat Präses Buß nüchtern ein Schreckensszenario an die eigene Kirchentür genagelt: Finanziell sandgestrahlte City-Kirchen, gelbe Poststellen in Gemeindehäusern und kirchenmusikalische Profilkirchen – eigentlich fehlt nur noch Rudis Resterampen-Dom. Dazu weniger Geld für die Pfarrer, ein früherer Ruhestand und als finanztechnisches Bonbon die Rückkehr der Rentner in die Kirchensteuerpflicht. Glücklicherweise wird das alles erst für 2020 erwartet. Ob sich dann überhaupt noch jemand für Kirchen interessiert, steht genauso in den Sternen, wie die Rettung des gesamten Systems. Vielleicht sollten sich die Kirchenmenschen einmal fragen, ob die bürokratischen Strukturen, mit denen sie die christliche Botschaft vermitteln wollen, nicht überhaupt unmodern geworden und eher hinderlich sind. Es kann nämlich nicht am Wahrheitsgehalt des Evangeliums liegen, dass sich so viele Menschen von der Kirche abwenden. Es ist wahrscheinlich einfach mal wieder Zeit für eine Reformation angesichts des Verfalls von Wertevorstellungen durch mediale Gehirnaufweichung in der Gesellschaft und der Knechtschaft der Menschen unter der Knute von Turbokapitalismus und Globalisierungswahn.