Sechs Tote bei Anschlag in Beirut

LIBANON Ehemaliger Minister ermordet. Hisbollah beschuldigt

BEIRUT ap/rtr | Bei einem Bombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Freitag mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, darunter der frühere Finanzminister Mohammed Chatah. Der 62-jährige Chatah war zuletzt ein enger Berater des früheren Ministerpräsidenten Saad Hariri, der 2011 sein Amt verloren hatte. Dem Bericht zufolge tötete die Bombe ihn und seinen Fahrer sowie vier weitere Menschen. Zudem wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 70 Personen verletzt. In der schicken Hauptstraße in Beirut, in der sich Fünfsternehotels und Edelboutiquen befinden, standen Autos in Flammen, waren viele Scheiben geborsten. Dicke Rauchschwaden standen über den Regierungsgebäuden in der Nähe.

Chatah, der früher Botschafter in den USA war, galt als bedeutender Volkswirt und gemäßigter sunnitischer Politiker. Er war bereits Berater des Vaters von Saad Hariri, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri. Dieser wurde 2005 bei einem Anschlag – nicht weit entfernt von der Attacke am Freitag – getötet. Später wurde Chatah, als Saad Ministerpräsident wurde, Finanzminister.

In weniger als drei Wochen soll der Prozess gegen die Verdächtigen beginnen, die für die Ermordung Rafik Hariris verantwortlich sein sollen. Fünf Mitglieder der Hisbollah sind angeklagt. Die Hisbollah weist die Anklage zurück und weigerte sich, die Verdächtigen auszuliefern.

Der frühere libanesische Ministerpräsident Saad al-Hariri machte die Hisbollah auch für den Bombenanschlag vom Freitag verantwortlich. „Soweit wir wissen, sind die Verdächtigen diejenigen, die vor der internationalen Justiz fliehen und sich weigern, sich einem internationalem Tribunal zu stellen“, erklärte Hariri in Beirut. Er bezog sich damit auf den Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder seines Amtsvorgängers und Vaters.