NEUE INTERNATIONALE
: Achtung, rote Teufel

Sekt und Skiurlaub für alle

Das Wetter, ja. Die Wirtschaftskrise, uff. Das viele Öl, pfui. Und dann rief Mannis Lieblingshassblatt Die ZeitFAZ und SZ waren längst nicht mehr satisfaktionsfähig – auch noch zur Obacht vor den neuen Kommunisten auf. Wie bitte, neu? Als feuerrote Brandbeschleuniger wurden da Alain Badiou (73), Slavoj Žižek (61), Michael Hardt (50) und Antonio Negri (76) genannt. Angeblich erfreuten sich die Herren regen Zulaufs von Seiten „enttäuschter Linksliberaler und bekehrter Postmoderner“, die sich von deren verschraubter bzw. gewitzter Propaganda einlullen ließen, hieß es da eindringlich warnend.

Oha, dachte Manni. Bloß gut, dass es im Feuilleton aufmerksame Redakteure gab. So konnte er dem Kongress, den die Berliner Volksbühne am kommenden Wochenende unter dem rattenfängerischen Motto „Idee des Kommunismus. Philosophie und Kunst“ veranstaltete, glücklich entgehen. Dort sollten die beiden roten Teufel Žižek und Badiou höchstselbst von der Kanzel predigen.

Stattdessen würde Manni sich Biene schnappen und mit ihr shoppen gehen bis die Amex rauchte. So ein Spaß. Und so dringend angezeigt: Denn schließlich konnte es ja jederzeit vorbei sein mit dem tollen, ungebremsten Konsumvergnügen. Spätestens dann nämlich, wenn die Zeit ihren voll süßen Vorschlag umsetzen würde und dem Kapitalismus endlich Manieren beibrächte.

Nach Kippenbergers „Sympathischer Kommunistin“, die den Artikel zierte, registrierte Mannis Scannerblick die Nachrufe auf Sigmar Polke (drei Zeilen) und Heidi Kabel (eine Zeile). „Sekt und Skiurlaub für alle“, hatte Polke in seinen rotesten Zeiten gefordert und sich in Schlangenhaut gehüllt. Und die Volksschauspielerin Heidi Kabel, daran konnte Manni sich gut erinnern, hatte die Rolle ihres Lebens als rote Putzfrau gehabt.

SASCHA JOSUWEIT