Die Hilfe läuft an

In Kirgisien sind die ersten Hilfsgüter eingetroffen, Untersuchung zu Pogromen zugesichert

NEW YORK/BISCHKEK afp | Die kirgisische Übergangsregierung hat eine Untersuchung der ethnischen Gewalt im Süden des Landes zugesagt. „Mitglieder der Übergangsregierung haben mir versichert, dass sie die Ursachen der Gewalt untersuchen wollen“, sagte der von Washington entsandte Diplomat Robert Blake am Samstag in der Hauptstadt Bischkek. Blake verlangte, dass eine solche Untersuchung auch von einem internationalen Gremium begleitet werden sollte.

Angesichts der Flüchtlingskatastrophe in Kirgisien hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bereits am Freitag die Geberländer zu Spenden in Höhe von 71 Millionen Dollar aufgerufen. Ein weiterer Spenden-Appell für das Nachbarland Usbekistan, in das zehntausende Menschen geflohen sind, werde Anfang der Woche folgen.

Bei den Auseinandersetzungen im Südwesten von Kirgisien wurden nach Einschätzung der kirgisischen Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa bis zu 2.000 Menschen getötet. Insgesamt sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation eine Million Menschen von der Gewalt „direkt oder indirekt betroffen“. Rund 300.000 Menschen sind nach dieser Einschätzung ins benachbarte Usbekistan geflohen, 700.000 verließen ihr Zuhause, um woanders im Land Zuflucht zu suchen.

Im Krisengebiet mangele es vor allem an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Strom. UN-Nothilfe-Koordinator John Holmes zeigte sich schockiert „vom Ausmaß der Gewalt und erschüttert von den Toten und Verletzten, dem Ausmaß der Brandstiftungen, sexueller Gewalt, Plünderungen und der Zerstörung von Infrastruktur“.

Am Sonntagabend traf in der Stadt Osch der erste Hilfsflug des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ein. Ein zweites Flugzeug solle binnen eines Tages folgen, teilte das Hilfswerk mit. Insgesamt sollen Kirgisien auf diese Weise zunächst 80 Tonnen Hilfsgüter erreichen, mit denen den Angaben zufolge 15.000 Menschen versorgt werden können.

Die Übergangsregierung unter Rosa Otunbajewa verlängerte unterdessen für Osch den am 11. Juni verhängten Ausnahmezustand bis zum 25. Juni. An einem für Ende Juni geplanten Verfassungsreferendum wolle sie weiterhin festhalten und anschließend Parlament und Präsident wählen lassen.