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: Mexiko liegt im Trend

Die Mexikaner sind die Meister des uneitlen Abspiels. Wahrscheinlich gibt es bei dieser WM keine Mannschaft, die so viele kurze Pässe spielt, Patsch, Patsch, Patsch. Auch am eigenen Strafraum, Mexiko kombiniert. Gut, im Eröffnungsspiel leisteten sie sich noch viele Ungenauigkeiten. Beim 2:0-Sieg gegen Frankreich aber zeigte sich Mexiko in seiner vollen Blüte. Diesmal ist mehr möglich als das Aus im Achtelfinale, das die Mexikaner seit 1994 bei jeder WM ereilt.

Mexiko kombiniert wie immer, doch wirkt die Mannschaft nun auch noch erstaunlich reif. Sie spielen hart in den Zweikämpfen, sie sind in der Lage zum Pass in die Tiefe wie beim 1:0 durch Javier Hernandez (64.) gegen Frankreich, und sie sind abgezockt. Wie Pablo Barrera den Elfmeter herausholte, war stark, wie Cuauhtemoc Blanco ihn dann in der 79. Minute zum 2:0 verwandelte, beeindruckend.

Mexiko ist schon immer ein Vertreter der Barcelona-Schule gewesen, die von den alten Feldherren des Fußballs als „brotlose Kunst“, verspottet wird, wenn sie nicht zum Erfolg führt. Zwar hat José Mourinho, der große Meister des Gegenmodells, gerade mit Inter Mailand die Champions League gewonnen, auch Brasilien probiert mal Mourinhos Spielansatz aus, und die Schweiz hat Spanien in diesem Stil entzaubert. Doch die besten Mannschaften des bisherigen Turniers sind jene, die den Ball zirkulieren lassen: Deutschland oder Argentinien zum Beispiel.

Und Mexiko, wo schon immer so gespielt wird. Vielleicht ist die Zeit der Mittelamerikaner jetzt gekommen. Die Mannschaft liegt auch körperlich im Trend. Das Offensivspiel wird von eher kleinen, wendigen Spielern geprägt. Diese Typen sind es, die gute Mannschaften zu Weltklasseteams verwandeln. Solche Spieler können die stets besser organisierten Defensivkonstrukte aufreißen. Messi, Müller oder der Mexikaner Giovani Dos Santos, der ein Jahr in Barcelona gelernt hat, bevor er über England bei Galatasaray Istanbul landete. Dieser Spielertyp wird das Turnier prägen. DANIEL THEWELEIT