Bayer kriegt Schering

Merck verkauft alle Anteile an die Leverkusener. Die müssen nun aber 400 Millionen Euro mehr bezahlen

BERLIN ap/taz ■ Bayer hat den Übernahmekampf um den Berliner Pharmakonzern Schering gewonnen. Nur wenige Stunden vor Ablauf der Übernahmefrist kündigte das Darmstädter Familienunternehmen Merck gestern an, es werde sein gesamtes Schering-Aktienpaket im Wert von 3,7 Milliarden Euro an Bayer verkaufen. Bayer-Chef Werner Wenning erklärte nach der überraschenden Einigung: „Wir sind sehr optimistisch, nunmehr mindestens die angestrebte Dreiviertelmehrheit bei Schering zu bekommen.

In den vergangenen Tagen hatten sich Bayer und Merck einen Schlagabtausch um Schering geliefert. Mit Milliardeneinsatz hatte Merck dabei Schering-Aktien aufgekauft und gedroht, die geplante Übernahme des Berliner Konzerns durch Bayer zu platzen zu lassen. Merck hielt gestern bereits über 20 Prozent der Schering-Aktien, ab 25 Prozent wäre eine Blockade der Übernahme möglich gewesen. Bayer selbst hatte ebenfalls begonnen, Schering-Aktien aufzukaufen, und dabei auch den Kaufpreis angehoben.

Die Einigung kommt Bayer deshalb teuer zu stehen. Der Leverkusener Konzern muss den ursprünglich gebotenen Kaufpreis um mehr als 400 Millionen Euro auf fast 17 Milliarden Euro aufstocken. Denn nicht nur Merck, sondern alle außen stehenden Schering-Aktionäre werden von dem mit dem Familienunternehmen ausgehandelten neuen Kaufpreis von 89 Euro je Aktie profitieren. Das ursprüngliche Übernahmeangebot sah lediglich 86 Euro je Aktie vor. Merck bezifferte den außerordentlichen Ertrag durch das Geschäft mit den Schering-Aktien auf knapp 400 Millionen Euro.

Dennoch betonte Wenning: „Wir sind sehr froh über diese Entscheidung von Merck, denn ein langfristiger Bieterwettbewerb hätte die Zukunft von Schering stark beeinflusst.“ Die Beschäftigten des Berliner Pharmakonzerns Schering hatten diese Woche Befürchtungen geäußert, dass bei einem Sieg Mercks in dem Übernahmekampf das Unternehmen zerschlagen werde. Das hätte zu einem noch stärkeren Arbeitsplatzabbau als ohnehin geplant geführt. Die Fusion mit Bayer wird beide Unternehmen zusammen voraussichtlich 6.000 Arbeitsplätze kosten.

„Ich gehe davon aus, dass die Übernahme jetzt klappt und Schering nicht mehr zerschlagen wird“, sagte Schering-Betriebsratschef Norbert Deutschmann gestern. Besorgt zeigte er sich aber wegen der gestiegenen Finanzierungskosten. „Wir haben die Sorge, dass jetzt der Druck in Richtung Abbau von Arbeitsplätzen größer wird“, sagte Deutschmann. STEP