UNTERM STRICH

Ingeborg Schober, die erste deutsche Popjournalistin, ist am Donnerstag in München nach langer Krankheit gestorben. Schober wurde in Sonthofen im Allgäu geboren. Seit 1968 schrieb sie über die damals neue Kunstform Popmusik und wurde bekannt als Zeitgenossin der Hippie-Krautrock-Kommuneband Amon Düül. Die Bandgeschichte zwischen 68er Protesten und Anfängen der deutschen Rockmusik trug sie in dem kenntnisreichen Buch „Tanz der Lemminge“ zusammen. Zahlreiche andere Popstars kannte sie persönlich, und sie verfügte, im Prä-Internet-Zeitalter besonders wertvoll, über ein riesiges Archiv an Zeitungsartikeln, Waschzetteln und Paraphernalien zum Thema Pop. Als Autorin schrieb Schober regelmäßig für das Musikmagazin Sounds, für die Süddeutsche Zeitung und den Stern. Mit ihrem Großvater hörte Ingeborg Schober schon als Kind viel Radio – und wollte später auch mal im Hörfunk arbeiten, wie es auf der Website von „Zündfunk“, der legendären Popsendung des Bayerischen Rundfunks, heißt. So arbeitete Schober in den Siebzigern dort als Moderatorin und führte im damals noch neuen Jugendradio durch eigene Sendungen. Für das, was sie als Autorin in der Männerdomäne des frühen Popjournalismus geleistet hat, wurde Schober zeitlebens zu wenig gewürdigt.