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: Der Floh wird zum König

Die argentinischen Spieler beschränkten sich darauf, den Helden in Szene zu setzen

Gelassen kaute Diego Maradona nach dem 1:0 seiner Argentinier gegen Nigeria im Presseraum des altehrwürdigen Ellis Park zu Johannesburg an einem Apfel. Er war sehr zufrieden, denn die Südamerikaner scheinen sich auf Maradonas ganz persönlichen WM-Rhythmus einzuschwingen. In Anlehnung an den Titel 1986, als Maradona mit der Nummer 10 auf dem Rücken eine gute, aber keineswegs titelwürdige Mannschaft auf den Gipfel der Fußballwelt führte, soll diesmal der kleine Lionel Messi in die Königsrolle hineinwachsen.

„Messi den Ball abzunehmen, ist genauso, als hätte man ihn mir in meiner aktiven Zeit abknüpfen wollen“, sagte der Trainer. Es ist das Maradona-Prinzip. Die mit lauter erfahrenen, aber nicht mehr ganz frischen Männern bestückte argentinische Mannschaft agierte langsam und kontrolliert. Die Albiceleste war einzig darauf aus, Messi in Szene zu setzen. Argentinien kam auf 58 Prozent Ballbesitz, die Kugel zirkulierte ausdauernd durch das 4-4-2-System mit Messi auf der klassischen Zehnerposition. In Barcelona spielt der weltbeste Fußballer ja eher auf der rechten Seite eines Dreiersturms, bei dieser WM macht Maradona Messi auch auf der Taktiktafel zum Abbild seiner selbst. Und gegen Nigeria ging dieser Plan auf. Die anderen neun Feldspieler in Blau und Weiß beschränkten sich darauf, ihren kleinen Helden in Szene zu setzen. Messis Ideen, Messis Dribblings, das ist das argentinische Erfolgsrezept. Ob dieser Ansatz für einen großen Erfolg taugt, hängt nun von Messi ab und von der Defensive. Denn Argentinien profitierte auch davon, dass die Nigerianer zwar in der Lage waren, die eine oder andere Schwäche des zweimaligen Weltmeisters aufzudecken, die eigenen Möglichkeiten aber nicht effizient nutzten. Die nicht mehr ganz junge und ziemlich behäbig wirkende Viererkette – mit Walter Samuel (32) und Martin Demichelis (29) im Zentrum, Gabriel Heinze (32) links und Jonas Guiterrez (27) rechts – könnte sich als Einfalltor für kleine, schnelle, wendige Spieler entpuppen. Aber sollte Messi über dem Wirbeln das Verwandeln nicht vergessen und auch noch anfangen, Tore zu schießen, jedenfalls mehr, als die anderen hinten zulassen, dann ist eine Menge möglich bei diesem Turnier für Argentinien. DANIEL THEWELEIT