Die japanische Sparheldin

Japans stärkste Waffe gegen Steuerverschwendung ist schlagfertig und schön: „Meine Aufgabe ist es, den ineffizienten Umgang mit öffentlichen Geldern zu verringern“, erklärte Renho Murata. Sie darf sich jetzt „Staatsministerin für die Revitalisierung der Regierung“ nennen. Die freche 42-Jährige ist die jüngste und schillerndste Figur im Kabinett von Premierminister Naoto Kan, der Japans horrend verschuldeten Haushalt sanieren will.

Die Abgeordnete, die sich nur Renho nennt, entpuppte sich bei einem Untersuchungsausschuss für Subventionen an mehrere hundert halböffentliche Behörden und Firmen durch ihre scharfen Fragen als Beamtenschreck. Der Vertreter eines Forschungsinstituts, der die hohen Entwicklungsausgaben für einen neuen Supercomputer damit rechtfertigte, Japan müsse Nummer eins werden, wurde von Renho zurechtgewiesen: „Was ist falsch daran, nur die Nummer zwei zu sein?“ Diese Szene zeigte das Fernsehen so oft, dass Renho zur Heldin im Kampf der Demokratischen Partei gegen „unnötige Staatsausgaben“ wurde.

Dabei muss die stets in einen weißen Blazer zur strengen Kurzhaarfrisur gekleidete Mutter von Zwillingen mit chauvinistischen Vorurteilen kämpfen: Die Tochter eines Taiwanesen und einer Japanerin wurde erst als Oberschülerin eingebürgert. „Sie denkt nicht japanisch“, wiegelte der rechte Exhandelsminister Takeo Hiranuma ihre Kritik ab.

Die Nachwuchspolitikerin wurde einst als Werbegirl, das im Bikini für Autoradios posierte, sowie als TV-Moderatorin bekannt. Ihre juristische Ausbildung an der Aoyama-Universität wird von vielen Ministerialbeamten – meist Absolventen der Eliteuniversität Tokio – nicht ernst genommen. „Sie kann sich gut darstellen, aber sie ist doch nur ein TV-Starlet“, sagt ein Beamter geringschätzig.

Auch ihr persönlicher Politikstil zielt auf Transparenz: Sie hat einen eigenen YouTube-Kanal und erreicht mehr als 120.000 Anhänger per Twitter. Bei den Rotstiftrunden wurden statt der erhofften 64 Milliarden Euro zwar bisher kaum 7 Milliarden Euro eingespart. Selbst das kritisierte Supercomputerprojekt erhält weiter Geld. Aber Renho will ihre Sparmission als Ministerin fortsetzen. MARTIN FRITZ