LESERINNENBRIEFE
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Lasst uns auf die Straße gehen!

■  betr.: „Merkel legt Feuer“, taz vom 8. 6. 10

Die trübe Vorahnung, die mich zu Beginn der Bankenkrise beschlich, hat sich bestätigt: Diejenigen werden zur Kasse gebeten, die die Finanzkrise weder verursacht noch an ihr verdient haben. Und die Regierung schämt sich nicht, selbst den Ärmsten noch das Notwendige zu entziehen. Wo sind wir als Gesellschaft gelandet! Hier mein Appell: Lasst uns wieder auf die Straße gehen. Ich schlage vor, die Montagsdemos wiederzubeleben. Was gegen die SED-Diktatur taugte, kann auch gegen die Diktatur von Macht und Geld wirken.

MARGIT GEILENBRÜGGE, Dortmund

Das Gesicht des Sozialdarwinismus

■  betr.: „Die Sparlügen der Regierung“, taz vom 9. 6. 10

Das Sparpaket der Regierung zeigt das Gesicht des Sozialdarwinismus überdeutlich. Von den Schuldigen an der Krise, den Finanzinstitutionen, will man sich irgendwie, irgendwann, irgendwas holen. Also werden sie so davonkommen. Warum aber wird ausgerechnet Hartz-IV-Empfängern das Familiengeld gestrichen? Die Begründung wird nicht genannt, weil sie zu brutal daherkommt: Hartz-IV-Empfänger sollen sich halt nicht vermehren. So werden soziale Säuberungen vorbereitet, und es wird nicht mehr lange dauern, bis Herr Sarrazin mit Zwangssterilisationen für Hartz-IV-Empfänger den nächsten Versuchsballon loslässt. TILMAN LENSSEN-ERZ, Köln

Verhöhnung der Menschen

■  betr.: „Schwarz-Gelb versaut den Sommer“, taz vom 8. 6. 10

Schwarz-Gelb versaut nicht nur den Sommer, sondern das Binnenklima. Im Grunde ist das Ganze ein hilfloses Stückwerk mit zusätzlich höchst unsozialen Komponenten. Die zunehmende soziale Dysbalance könnte sich eines nicht zu fernen Tages durchaus entladen – in hoffentlich noch friedfertigen Aktionen. Summa summarum: Es ist eine Verhöhnung von vielen Menschen, die sich nicht wehren können. KLAUS-G. WALTHER, Reinbek

Bunter Imagespielplatz Ruhrgebiet

■  betr.: „Irr im Rewirr“, taz-Wahrheit vom 7. 6. 10

Großartig. Thomas Gsella beschreibt das Ruhrgebiet so, wie ich mich als Wahlessener darauf eingelassen habe. Das Ruhrgebiet: Von zahlreichen Villenbesitzern in Köln, Düsseldorf, Velbert und Essen-Bredeney für ein Jahr zum bunten Imagespielplatz erkoren. Scheuklappenartig zentriert auf das Millionensteuergrab Zollverein, deren Kulturegoistenmacher eifersüchtig jeden Exbergmann abmahnen, der eine „Zollverein“-Pension gründen will, während die allernächste Nachbarschaft in Katernberg weiterhin vor sich hinsiecht. Kultureliten, die das Geld für wenige Starvorstellungen verprassen, anstatt es in die hochinteressante Breite der SubKultur zu geben. Und wenn alles vorbei ist und die Lichterketten wieder zu den Konsumlichtwochen in Essen rufen, dann darf NRW auch wieder eine neue Stadtautobahn (A 52) durch diese geschundene, ach so grüne Landschaft ziehen. CHRISTIAN SIEPMANN, Essen