Quelle des Irak-Videos enttarnt

VERRAT US-Soldat soll Wikileaks Tötungsvideo zugespielt haben

Es wäre das erste Mal, dass ein Informant der Enthüllungsplattform geoutet wurde

BERLIN taz | Einem 22-jährigen US-Soldaten wird vorgeworfen, der Enthüllungsseite Wikileaks ein geheimes Video aus dem Irakkrieg zugespielt zu haben. Wie das US-Militär bestätigte, sitzt der aus dem US-Bundesstaat Maryland stammende Mann in Untersuchungshaft in Kuwait. Der Vorwurf lautet auf Geheimnisverrat. Es wäre das erste Mal, dass eine Quelle von Wikileaks enttarnt wurde.

Das Video war Ostern unter dem Titel „Collateral Murder“ veröffentlicht worden und hatte weltweit für Furore gesorgt. Es zeigt, wie im Juli 2007 US-Soldaten in Bagdad aus einem Hubschrauber Zivilisten erschießen. Die US-Behörden haben es schon länger auf Wikileaks abgesehen. Vor kurzem wurde ein Bericht des U.S. Army Counterintelligence Center bekannt, in dem beschrieben wird, wie Wikileaks unter anderem durch gezielte Enttarnung von Informanten geschwächt werden soll.

Bei Bradley M. ist das Outing aber offenbar anders abgelaufen. Das US-Magazin Wired berichtet, dass ein Exhacker den Soldaten verraten habe, nachdem der ihm gegenüber damit angegeben habe, das Irak-Video und tausende weitere Geheimdokumente weitergereicht zu haben. Wikileaks-Sprecher Daniel Schmitt konnte gegenüber der taz weder bestätigen noch dementieren, dass M. die Quelle hinter dem Video ist. Doch sollte es so sein, lautet sein Urteil: „Er ist ein Held. Wir bräuchten mehr davon.“ Wikileaks will M. nun mit Anwälten zur Seite stehen. WOS

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