So überleben Sie die WM

Zwei Menschenrechtsorganisationen haben fünfzehn Tipps für dunkelhäutige WM-Touristen ausgearbeitet

Wenn ein dunkelhäutiger Fußballfan bei der Fußball-WM von Neonazis angegriffen wird, soll er ein Lied singen. „Das klingt komisch“, gibt Yonas Endrias von der Internationalen Liga für Menschenrechte (ILMR) zu. Doch damit könnten Opfer die Schläger ablenken und fliehen. „Auf so etwas sind die Täter nicht gefasst“, erklärt Endrias.

Singen als Überraschungseffekt ist einer von 15 Tipps, die die Internationale Liga für Menschenrechte dunkelhäutige Fußball-Fans aus Angola, Brasilien oder Saudi-Arabien für die WM mitgibt. Seit gestern sind sie im Internet unter www.prevent-racist-attack.org auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch veröffentlicht. Judy Gummich vom Afrika-Rat unterstützt die Aktion. Allerdings ist der Rat gespalten. „Das ist ein Alleingang“, sagt der Vorsitzende Moctar Kamara.

Fußballanhängern mit dunkler Hautfarbe empfiehlt die ILMR, bei Besuchen in Ostdeutschland und Teilen Ostberlins vorsichtig zu sein. Schon im April hatte die ILMR dunkelhäutige Fußballfans vor Reisen nach Ostdeutschland gewarnt. Angeheizt hat die Debatte über ostdeutsche No-go-Areas aber erst der Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, als er Mitte Mai farbigen WM-Touristen davon abriet, bestimmte brandenburgische Städte zu besuchen.

Ursprünglich wollte die Internationale Liga für Menschenrechte auch eine Deutschlandkarte mit speziellen No-go-Areas herausgeben. Davon haben sie aber Abstand genommen. „Wenn man bestimmte Orte nennt, dann werden die Menschen in anderen Orten unvorsichtig“, sagt Endiras. Prinzipiell stimme er aber den Verfassungsschutzberichten zu, nach denen die meisten Übergriffe in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Teilen Ostberlins geschehen sind.

Die Besucher aus der Elfenbeinküste, Tunesien oder Costa Rica sollten auch möglichst in Gruppen zusammenbleiben und vor allem nachts an Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln vorsichtig sein. Zudem sollten dunkelhäutige Fans Übergriffe schon mal im Kopf durchspielen, sagt Judy Gummich: „Dann ist man vorbereitet und kann sich besser wehren.“

MAURITIUS MUCH

Neben der Website sind ab morgen auch im Raum Berlin-Brandenburg rund um die Uhr Opfer-Hotlines auf Deutsch (01 60/5 78 50 85), Englisch (01 70/6 09 42 41), Spanisch (01 75/3 71 54 73), Französisch (01 51/18 93 90 81), Portugiesisch (01 60/6 09 70 23) und Türkisch (01 70/6 09 42 58) geschaltet.