LIEBESERKLÄRUNG
: Bildungsrepublik

DIE PISA-STUDIE ZEIGT: IN DEUTSCHLAND HERRSCHT CHANCENGLEICHHEIT. ABER KEINE SORGE – DAS STIMMT NICHT

Gehört Berlin doch zu Deutschland? Am Dienstag sah es kurz danach aus. Denn da wurde die fünfte Pisa-Studie veröffentlicht. Sie zeigt, dass Deutschlands Schüler viel besser rechnen und lesen können als noch vor zehn Jahren. Und die Bundesbildungsministerin sagte, wir seien auf dem Weg in die internationale Spitzengruppe. Ja, sie hat wirklich „wir“ gesagt – und also auch die Berliner Schüler gemeint. Und die Bremer und die Hamburger.

Bei Pisa werden nämlich alle Länder zu Deutschland zusammengezogen. Bei den jährlichen Bundesländertests hingegen landen die drei Stadtstaaten (und die ähnlich tumben NRWler) regelmäßig auf den letzten Plätzen. Immer heißt es: Die Sachsen, die Baden-Württemberger, die lernen was – aber die Berliner … (Kopfschütteln) – und die Bremer … (tiefes Seufzen).

Um auf das Niveau der sächsischen Schüler zu kommen, müssten Berliner Kinder zweieinhalb Jahre länger zur Schule gehen. Zwischen Berlin und Sachsen herrschen mithin Lernunterschiede wie zwischen Mexiko und Deutschland. Es wäre also schön, wenn der Föderalismus, der jedem Bundesland das Diktat – wahlweise auch das Spardiktat – über die Schulen garantiert, in diesem Punkt überwunden würde. Wenn die Bundesbildungsministerin endlich ihrem Titel Ehre machte und bestimmte: Wir sorgen jetzt alle gemeinsam dafür, dass die armen Zurückgebliebenen so viel lernen wie die Sachsen.

Aber das wird nicht passieren. Eher entledigt sich Deutschland solcher Schwellenländer wie Berlin und kann dann in der nächsten Pisa-Studie neben den asiatischen Streberländern glänzen. ANNA LEHMANN