Proteste gegen Urantransport

Ein Zug mit radioaktivem Abfall rauschte in der Nacht zum Donnerstag auch durch Niedersachsen. Der Transport sei gefährlich, sagen Atomkraft-Gegner. Bei einem Unfall müsste die Bevölkerung weiträumig evakuiert werden

Ein fast 500 Meter langer Zug mit radioaktivem Uran ist in der Nacht zu Donnerstag auch durch das südwestliche Niedersachsen gerauscht. In mehreren Orten protestierten Atomkraftgegner, im Bahnhof von Burgstetten konnten Demonstranten den Transport durch eine Gleisblockade kurzfristig stoppen.

Die Ladung, rund 1.000 Tonnen Uranhexafluorid, stammen aus der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Es soll in Rotterdam auf ein Schiff verladen und in die russische Atomfabrik Novouralsk bei Ekaterinburg gebracht werden.

Am Burgsteinfurter Bahnhof beteiligten sich nach Angaben des Aktionsbündnisses Münsterland rund 40 Atomkraftgegner an einer Mahnwache. Einige hätten es geschafft, auf die Schienen zu gelangen. Weitere Demonstrationen gab es im niedersächsischen Bad Bentheim. „Uns ist es wieder gelungen, die absurde Geheimhaltung um diese Atomtransporte zu durchbrechen“, erklärten gestern die Bürgerinitiativen.

In Gronau, der einzigen deutschen Anlage dieser Art, wird Uran für die Nutzung in Atomkraftwerken angereichert. Das Uranhexafluorid, das mit den Zügen transportiert wird, ist ein gasförmiges Abfallprodukt dieser Anreicherung.

Die Anti-Atom-Initiativen in Münster- und Emsland haben Bedenken gegen die Transporte. „Beim Transport sind zahllose Menschen an der Strecke hochgradig gefährdet“, sagt ein Sprecher. Uranhexafluorid ist radioaktiv und hochgiftig. Bei einem Unfall mit Freisetzungen müsste die Bevölkerung in weitem Umkreis evakuiert werden. Diese Evakuierung „wäre kaum durchführbar“, denn Polizei und Feuerwehr entlang der Transportstrecke seien über die Zeitpunkte der Transporte nicht informiert.

Die Initiativen kritisieren auch den ungeklärten Verbleib des Uranhexafluorids in Russland. „Nach offiziellen Angaben soll das Material in Russland neu angereichert werden, an dieser Version gibt esaber immer mehr Zweifel“, sagt Buchholz. In jedem Fall werde Uranmüll „irgendwo in Russland endgelagert“.

Nach Angaben der Atomkraftgegner häufen sich Hinweise, dass das Uran aus Gronau teilweise zur Produktion panzerbrechender Uranmunition verwendet werden könnte. Die USA und Großbritannien haben solche Geschosse, die als besonders durchschlagskräftig gelten, zuletzt im Krieg gegen Irak benutzt. Auch die russische Armee soll uranhaltige Munition in ihren Arsenalen haben. REIMAR PAUL