Breite Besorgnis über Nein zur Homo-Ehe

KROATIEN Zwei Drittel der abgegebenen Stimmen haben sich für die Diskriminierung ausgesprochen

ZAGREB afp | Nach dem Nein zur Homo-Ehe bei einem Referendum in Kroatien haben sich Menschenrechtsaktivisten besorgt gezeigt. Der bekannte kroatische Aktivist Zoran Pusic sprach am Montag von einem „gefährlichen Schritt“. Die per Volksabstimmung durchgesetzte Verfassungsänderung, die die Ehe als Gemeinschaft zwischen Mann und Frau definiert, widerspreche dem Grundtenor der Verfassung, sagte er am Montag.

Bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 38 Prozent hatten am Sonntag 66 Prozent der Wähler für eine Verankerung der traditionellen Ehe in der Verfassung gestimmt. Das Referendum war von einer konservativen Bürgerinitiative angestrengt worden. Unterstützt wurde es von der katholischen Kirche, der fast 90 Prozent der 4,2 Millionen Kroaten angehören.

Die Mitte-links-Regierung von Regierungschef Zoran Milanovic lehnte die Initiative dagegen als diskriminierend ab. Das Referendum sei „traurig und sinnlos“, sagte Milanovic am Sonntag. Seine Regierung will für homosexuelle Paare nun zumindest eingetragene Partnerschaften einführen und hat dazu bereits einen Gesetzentwurf angekündigt.

Dragan Zelic von der kroatischen Menschenrechtsgruppe GONG sagte, das Referendum sei ein „Rückschritt“. Alle, die mit Ja gestimmt hätten, hätten damit auch dafür gestimmt, „anderen ihre Rechte zu nehmen“. Kroatische Schwulenaktivisten erklärten jedoch, „Familienleben von gleichgeschlechtlichen Partnern, mit oder ohne Kinder, ist in unserer Gesellschaft eine Realität, die keine Verfassungsänderung, kein Referendum und keine Manipulation ändern kann“.

Kroatiens Homosexuelle haben in den vergangenen Jahren bereits einige Fortschritte erzielt. Die Teilnehmer der ersten Gay Pride im Jahr 2002 waren noch von Extremisten verprügelt worden. Mittlerweile finden regelmäßig Schwulen- und Lesbenparaden statt. Allerdings bekennen sich nur 37 Prozent der Schwulen und Lesben zu ihrer sexuellen Orientierung.