Pizza-Connection 2.0

SCHWARZ-GRÜN Der CDUler Jens Spahn und der Grüne Omid Nouripour wollen die legendäre Gesprächsrunde wiederbeleben

BERLIN taz | Die Initiative passt perfekt zu dem sich anbahnenden Experiment in Hessen. „Pizza-Connection 2.0“, twitterte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn Ende vergangener Woche. Und fügte hinzu: „Backzeit 4 Jahre ;-).“ Hinter Spahns etwas kryptischer Anspielung verbirgt sich eine Idee, die für die politische Landschaft noch wichtig werden könnte.

Spahn, 33, progressiv denkender Christdemokrat und Gesundheitsexperte seiner Fraktion, hat mit dem Grünen Omid Nouripour, 38, ebenfalls Abgeordneter, Realo und spezialisiert auf Verteidigungspolitik, eine besondere Runde verabredet. Die zwei möchten regelmäßig Politiker beider Parteien zusammenbringen. Jenseits der Tagespolitik sollen sich Schwarze und Grüne austauschen, Initiativen verabreden und, das vor allem, in geschützter Atmosphäre über Streitpunkte reden, die die Parteien trennen. Das Ziel der Union sei zwar, eine Regierung mit der SPD zu bilden, sagte Spahn am Sonntag. Doch nach vier Jahren werde jede Partei wieder ihrer Wege gehen. „Dann ist wichtig, dass ein verbindlicher Gesprächskanal zu den Grünen existiert. In diesem Jahr wurde eine historische Chance vergeben. Das soll 2017 nicht wieder passieren müssen.“ Die Gesprächsrunde ist also die Wiederbelebung der legendären Pizza-Connection. In jener saßen Mitte der 90er junge Abgeordnete von CDU und Grünen im Keller eines Bonner Italieners zusammen, dabei waren zum Beispiel CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe oder Grünen-Chef Cem Özdemir.

Die Idee für die Connection 2.0 entstand spontan. Spahn und Nouripour, die sich aus Ausschüssen schon länger kennen, liefen sich im Oktober zufällig über den Weg, an dem Tag, nachdem die Sondierungsgespräche zwischen CDU und Grünen gescheitert waren. Beide verabredeten, einen Gesprächskreis für die Zukunft anzuschieben. Rund zwei Dutzend Politiker wollen sie dabeihaben, vor allem Abgeordnete, für die Grünen etwa die Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae. Und noch was haben Spahn und Nouripour verabredet: Sie fragen ausdrücklich nicht nur die Schwarz-Grün-Fans ihrer Parteien. ULRICH SCHULTE