Ein scharfer Hund mit gutem Gespür

Volker Bouffier will anders als sein Amtsvorgänger nicht der oberste Spalter sein

Im hessischen Landtagswahlkampf 2013 gab es ein CDU-Plakat, das auf den ersten (und auch den zweiten) Blick ganz besonders anbiedernd und peinlich wirkte. Es zeigte einen lächelnden Landesvater, wie er Jugendlichen offenbar gerade den Basketball abgenommen hatte und selbst zum Wurf ansetzte.

Tatsächlich hat Volker Bouffier, 61, bis 1974 Basketball gespielt, zuletzt in der Jugendnationalmannschaft. Der Jungen Union trat der Anwalt 1978 bei, unter Walter Wallmann wurde er 1987 Staatssekretär im Justizministerium – mithilfe von Karl-Heinz Koch, damals Justizminister und Vater des Bouffier-Vertrauten und späteren CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch. Der machte Bouffier in allen seinen Kabinetten von 1999 bis 2010 zum Innenminister. Hier profilierte sich der Gießener als „Schwarzer Sheriff“ und scharfer Hund, der sich für die Rasterfahndung, schnelle Abschiebungen und den Frankfurter Polizeipräsidenten Wolfgang Daschner einsetzte, der im Fall Jakob von Metzler dem Entführer mit Folter gedroht hatte.

Als Koch 2010 in die Wirtschaft wechselte, trat Bouffier dessen Nachfolge an – und kündigte einen Stilwechsel an – mit Folgen. Anders als Koch wollte er „nicht der oberste Spalter im Land sein“. Behutsam und mit Gespür für wechselnde Großwetterlagen öffnete er die traditionell konservative Hessen-CDU für andere Bündnisse und überraschte den politischen Gegner mit Jovialität und Kompromissbereitschaft. Jetzt fährt er die Ernte dafür ein. ARNO FRANK