Spät wird es wild

BELGRAD

Belgrad ist die Partymetropole des Balkans. Die Clubszene schlechthin. Ein Hit unter den Jugendlichen aller Länder. Das Motto: Fun, Fun, Fun. Ein Image, das Belgrad nicht bewusst aufgebaut hat. Es hat sich so ergeben und herumgesprochen: tolle Partys, irre Clubs, hemmungslose Stimmung, billige Getränke und Drogen, schöne Frauen und Männer. Neben teuren Hotels entstanden plötzlich billige Hostels für junge Touristen.

In den achtziger Jahren war Belgrad die dritte Musikszene Europas nach London und Berlin; in den Neunzigern, überdeckt von Finsternis, wurde Rock ’n’ Roll von Volksmusik, das Urbane vom Völkischen verdrängt; im vergangenen Jahrzehnt vermischte sich der Drang gen Westen mit den nationalen Sehnsüchten. Das Ergebnis ist die musikalische Vielfalt der Clubs.

Sucht man das Exotische, geht man zu einem der unzähligen Hausboote auf der Save. Jaulende Volksmusik, orientalischer Melos, Mädchen in kurzen Kleidern, Leute aufgeputzt wie auf einer Hochzeitsparty.

Entblößt erfüllt der Geist des Jahrhunderte anwesenden Osmanischen Reichs den Raum. Oder Restaurants mit Gypsy-Bands. Wo der Geiger die Frauen auf den Tisch bringt.

Doch die verlorene Seele Belgrads versteckt sich in der Savamala, unter der Brücke Brankov most, die die City mit Neubelgrad verbindet. Der verfallene Stadtteil mit billigen Mieten entfaltete sich zum Kern des Nachtlebens. Hier entstanden unzählige Clubs wie zum Beispiel Mixer House.

Vor Mitternacht sollte man nicht kommen. Doch danach wird’s wild. ANDREJ IVANJI