Anzeige gegen Bagis

HARTZ IV Weil ein arbeitsloser Grafiker nicht zu vermitteln war, soll die Bagis falsche Qualifikationen in sein Bewerberprofil manipuliert haben

„Nachdem ich einige Jahre aus dem Job war, galt ich bei der Bagis als ungelernt“

Darf man einen 54-jährigen arbeitslosen Diplom-Grafiker als „Fachkraft für Sicherheitstechnik“ vermitteln, wenn der in seiner Studienzeit Geldtransporter gefahren hat? Genau das, so behauptet der Findorffer Manfred R., habe die Bagis bei ihm versucht – und dazu R.s Profil in der Jobbörse der Bagis „manipuliert“. R. hat seinen Sachbearbeiter deswegen angezeigt.

Aufgefallen war ihm die Sache letztes Jahr im August. Da bekam er einen Brief von der Bagis, in dem stand, dass er von einem Arbeitgeber „ab sofort angefordert“ werde. Doch es habe sich nicht etwa um die offene Stelle als Designer gehandelt, auf die der seit 2001 arbeitslose R. so lange gewartet hatte. Gesucht war eine „Fachkraft für Schutz- und Sicherheitstechnik“ – und als eben solcher, so habe R. daraufhin festgestellt, habe er auf der Bagis-Website im Internet gestanden.

„Ich wusste damals gar nicht, was eine Fachkraft für Schutz- und Sicherheitstechnik ist“, sagt R.. Deswegen ahnte er auch nicht, dass es sich um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt, die eine dreijährige Ausbildung erfordert. „Ich bin Grafiker und habe nie etwas anderes gelernt. Das habe ich bei der Bagis auch so angegeben.“ Nur als Student habe er vorübergehend Geldtransporter gefahren – und das auch der Bagis gesagt.

R. glaubt, es habe sich um eine Schikane gehandelt, weil er für just jene Zeit „Ortsabwesenheit“ beantragt habe. Den Job wimmelte er mit Verweis auf eine Erkältung ab. Den Sachbearbeiter zeigte er wegen „Datenmanipulation“ an.

Seitdem ist das Verhältnis zwischen ihm und dem Amt denkbar gespannt. „Dann sollte ich mich von ihrem medizinischen Dienst auf meine ‚Leistungsfähigkeit‘ untersuchen lassen“, sagt R.. Er hält dies für eine Retourkutsche wegen seiner Anzeige – und weigerte sich. Am Mittwoch habe ihm die Bagis eine letzte Frist gesetzt: „Wenn ich mich bis Mitte Juni nicht untersuchen lassen, wollen die mir die Leistungen streichen.“ R. will auf keinen Fall einlenken und nahm sich einen Anwalt.

Dieter Facklam, zuständiger Niederlassungsleiter der Bagis Mitte, wollte die Angelegenheit nicht kommentieren – „aus Datenschutzgründen“. Er bestätigte aber, dass eine Strafanzeige eingegangen sei.

In all den Jahren, so behauptet R., habe die Bagis ihm „nicht ein einziges“ Angebot für seinen erlernten Beruf unterbreitet. „Nachdem ich einige Jahre aus dem Job war, galt ich der Bagis als ungelernt.“ Dabei habe er sich „die ganze Zeit“ selbstständig in der Bedienung moderner Grafik-Software fortgebildet. „Meinem Sachbearbeiter habe ich gesagt, ich stecke die jüngeren immer noch in die Tasche.“

Genutzt hat ihm dies nichts. Die Bewerbungen, die er initiativ verschickt habe, seien stets abgelehnt worden. Zuletzt habe ihm eine Agentur geantwortet, die Wahl zwischen „geballter Erfahrung“ und „junger Neugier“ sei zugunsten der „jungen Neugier“ ausgefallen. Christian Jakob