Zwölf Tote bei Anschlag auf Soldaten in Sinai

ÄGYPTEN Radikale Islamisten bekennen sich zu früherem Attentat. In Kairo protestieren Demonstranten gegen Militärmachthaber al-Sisi. Bei Zusammenstößen mit Polizisten werden zwei Personen erschossen

KAIRO/BERLIN afp/taz | Bei einem Anschlag auf einen Militärkonvoi im Norden der ägyptischen Sinaihalbinsel sind am Mittwoch zwölf Soldaten getötet worden. 33 weitere seien verletzt worden, als an einer Straße zur Küstenstadt Al-Arisch eine Autobombe explodierte, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Die Soldaten waren unbewaffnet und unterwegs in den Urlaub. Im August waren bei einem ähnlichen Angriff 26 Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Die Regierung in Kairo macht für die Angriffe auf die Sicherheitskräfte vorwiegend Islamisten verantwortlich.

Die al-Qaida nahestehende Gruppe Ansar Beit al-Maqdis von der Sinaihalbinsel bekannte sich am Dienstag zum Mord an einem hochrangigen Mitglied der Nationalen Sicherheitsbehörde, der im Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Mohammed Mursi aussagen sollte. Im September überlebte der Innenminister einen Anschlag mit einer Autobombe.

In Kairo wurden in der Nacht zum Mittwoch bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und einer Gruppe von Demonstranten auf dem Tahrirplatz zwei Personen mit Schrotkugeln getötet, 35 wurden verletzt. Zuvor hatte dort eine Demonstration in Erinnerung an mehrtägige Proteste vor zwei Jahren gegen den damals herrschenden Militärrat stattgefunden. Seinerzeit waren bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten 47 Menschen getötet und mindestens 3.000 verletzt worden.

Die Demonstration war die erste auf dem Tahrirplatz seit der Absetzung Mursis am 3. Juli dieses Jahres, die sich explizit gegen den jetzigen Militämachthaber Abdel Fattah al-Sisi richtete, ohne von den Muslimbrüdern inspiriert zu sein. „Nieder mit den Verrätern, egal ob Militär, altes Regime oder die Bruderschaft“, lautete nach Angaben von AP eine der Parolen, eine andere, in Erinnerung an 2011, „Brot, Freiheit und die Säuberung des Innenministeriums“.

Mobilisiert hatte ein neues Bündnis, dem Gruppen wie die 6.-April-Bewegung angehören, die Anfang 2011 gegen das Mubarak-Regime auf die Straße gegangen waren. Als kleine Grüppchen von Mursi- und Sisi-Anhänger versuchten, auf den Platz zu gelangen, wurden sie vertrieben.

Ein Stein des Anstoßes für die Demonstranten war auch der Sockel eines Denkmals für Opfer der Revolution in der Mitte des Tahrirplatzes, der am Montagmorgen enthüllt worden war, auch wenn die geplante Statue noch fehlte. Das Standbild, für das eine Ausschreibung geplant ist, soll den „Märtyrern der beiden Revolutionen“ gewidmet werden – der gegen Mubarak und gegen Mursi. Am Dienstagmorgen war der Sockel beschädigt und mit Parolen besprüht. B.S.