Die Meistgesuchten

SIMON WIESENTHAL CENTER Die Organisation fahndet intensiv nach noch lebenden NS-Kriegsverbrechern

Auf der vom Simon Wiesenthal Center veröffentlichten „Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher“ steht Adolf S. auf Platz 4. Gesucht werden muss er eigentlich genauso wenig wie die meisten anderen.

Platz 1: Sandor Kepiro, geboren 1914, Ungar. War als ungarischer Offizier 1942 an einem Massaker im serbischen Novi Sad beteiligt, dem mehr als 1.200 Menschen zum Opfer fielen. Der Jurist floh nach dem Krieg nach Argentinien, kehrte ca. 1998 nach Ungarn zurück. Wurde bereits 1944 verurteilt, das Urteil wurde aber nie vollstreckt. Lebt in Budapest.

Platz 2: Milovoj Asner, geboren 1913, Kroate: Ehemaliger Polizeichef in Kroatien, soll an der Deportation von Serben, Juden und Roma beteiligt gewesen sein. Zog 1945 nach Österreich, kehrte 1991 nach Kroatien zurück. Dort 2005 angeklagt, entzog er sich einem Prozess durch Flucht nach Österreich. Lebt in Klagenfurt. Nach strittigen Gutachten angeblich nicht vernehmungsfähig.

Platz 3: Samuel K., geboren 1920, Deutscher: Der Russlanddeutsche war Wachmann im deutschen Vernichtungslager Belzec, wo etwa 500.000 Juden ermordet wurden. Lebte nach dem Krieg unbehelligt in Bonn, arbeitete in einem Bundesministerium. Eine Anklage gegen K. wird derzeit vorbereitet.

Platz 4: Adolf S., geboren 1919, Deutscher: angeklagt vor dem Landgericht Duisburg. Wird derzeit gesundheitlich daraufhin begutachtet, ob er verhandlungsfähig ist.

Platz 5: Klaas Carl Faber, geboren 1922, ursprünglich Niederländer, jetzt Deutscher: Gestapo-Mann in den Niederlanden, bereits 1944 wegen Mordes dort zum Tode verurteilt. 1948 wurde das Urteil in „lebenslänglich“ umgewandelt. Floh 1952 aus niederländischer Haft nach Deutschland, das eine Auslieferung ablehnt, da Faber aufgrund eines „Führer“-Erlasses als deutscher Staatsbürger gilt. Lebt angeblich in Ingolstadt.

Platz 6: Karoly Zentai, geboren 1921, ursprünglich Ungar, jetzt Australier. Wird verdächtigt, 1944 am Massenmord an den ungarischen Juden beteiligt gewesen zu sein. Wanderte 1950 nach Australien aus. Ungarn beantragte 2005 nach Bekanntwerden seiner Vergangenheit Zentais Auslieferung, sein letzter Einspruch dagegen wird derzeit in Perth verhandelt.

Platz 7: Soeren Kam, geboren 1921, ursprünglich Däne, jetzt Deutscher. Angehöriger der dänischen SS. Wird beschuldigt, 1943 einen dänischen Journalisten ermordet zu haben, soll an der Verfolgung dänischer Juden beteiligt gewesen sein. Floh nach dem Krieg in die Bundesrepublik, wo er unter falschem Namen lebte. Erstes Verfahren 1971 aus Mangel an Beweisen eingestellt. 2006 wurde Kam festgenommen, kurz darauf freigelassen. 2007 entschied ein Gericht, dass die Kam vorgeworfenen Taten nicht als Mord, sondern als Totschlag zu werten und damit verjährt sind. Lebt in Kempten.

Platz 8: Peter Egner, geboren 1922, ursprünglich Angehöriger der deutschen Minderheit in Jugoslawien, jetzt US-Amerikaner. Gestapo-Mann im serbischen Belgrad, soll von 1941 bis 1944 an der Tötung von über 17.000 Juden, Serben und Sinti und Roma beteiligt gewesen sein. Emigrierte nach dem Krieg in die USA. Die US-Behörden bemühen sich derzeit, seine US-Staatsangehörigkeit aufzuheben. Ein serbisches Gericht hat im April einen internationalen Haftbefehl gegen Egner erlassen.

Platz 9: Algimantas Dalide, geboren 1923, Litauer: Mitglied der litauischen Geheimpolizei, daran beteiligt, aus dem Ghetto von Vilnius geflohene Juden an die Nazis auszuliefern. Flüchtete 1944 nach Deutschland, 1950 weiter in die USA. 2001 wurde Dalide die US-Staatsbürgerschaft wieder aberkannt, er ging nach Toronto/Kanada und 2004 weiter nach Deutschland. 2006 in Vilnius zu fünf Jahren Haft verurteilt, doch Dalide musste die Haft aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht antreten und kehrte als freier Mann in die Bundesrepublik zurück. Lebt im sächsischen Kirchberg.

Platz 10: Michail Gorschkow, geboren 1923, Este. Mitarbeiter der Gestapo in Weißrussland und beschuldigt, im Februar 1943 am Massenmord in Slutsk beteiligt gewesen zu sein, dem 3.000 Juden zum Opfer fielen. Wanderte 1951 aus Deutschland nach Florida aus. Verlor die US-Staatsbürgerschaft nach Ermittlungen 2002. Gorschkow setzte sich kurz zuvor aus den USA nach Estland ab. Die dortigen Behörden ermitteln seitdem ohne Ergebnis. Lebt auf freiem Fuß in Estland. KLAUS HILLENBRAND