Folter in serbischen Polizeistationen

Festgenommene müssen Salz essen und bekommen kein Wasser. Baseballschläger gehören zur Standardausrüstung

STRASSBURG afp ■ Der Europarat hat systematische Misshandlungen oder gar schwere Folter durch serbische Polizisten angeprangert. Das Risiko, in den ersten Stunden nach einer Festnahme gefoltert zu werden, sei in serbischen Polizeistationen „erheblich“, stellte das Antifolterkomitee des Europarats gestern in seinem ersten Bericht über Serbien und Montenegro fest. Besonders gefährdet seien Roma und andere Minderheiten, aber auch Ausländer und Jugendliche.

Neun Mitglieder des Komitees – Juristen, Strafvollzugsexperten und Psychiater – hatten im September 2004 zwölf Tage lang Kommissariate und Gefängnisse in Serbien und Montenegro inspiziert. Vor allem in serbischen Polizeistationen berichteten zahlreiche Festgenommene von schweren Misshandlungen wie Elektroschocks oder Stockschlägen auf die Fußsohlen. Einige wurden nach eigenen Angaben stundenlang in gekrümmter Haltung an Heizkörper gekettet, andere berichteten, sie seien einen ganzen Tag lang gezwungen worden, Salz zu essen und hätten nichts zu trinken bekommen. Bei vielen Betroffenen hätten Mitglieder der Delegation Blutergüsse und andere Spuren von Misshandlungen festgestellt, heißt es. In „praktisch allen“ der inspizierten serbischen Polizeikommissariate fanden die Experten des Europarats in Verhörräumen Baseballschläger, Metallstangen oder Holzstöcke.