Junges Theater aus Europa

FESTIVAL „Fast Forward“ in Braunschweig bietet einen Blick auf Regiearbeiten aus anderen Ländern

Bereits zum dritten Mal findet vom 21. bis 24. November am Staatstheater Braunschweig das „Fast Forward. Europäisches Festival für Junge Regie“ statt. Schon in den vergangenen Jahren war zu erleben, dass es überaus anregend sein konnte, junge Regisseure aus anderen Ländern Europas bei der Arbeit zuzusehen. Das Festival war in seinen stärksten Momenten nicht nur ein Stimmungsbarometer für Europa, sondern es konfrontierte auch das hiesige Regie-Theater mit vergessenen ästhetischen Mitteln und Regie-Konzeptionen, die in der abgeklärten deutschen Szene schnell mal als rückwärtsgewandt oder anbiedernd abgetan werden.

„Fast Forward“ sei ein Ort für Entdeckungen, verspricht Joachim Klement, der Intendant des Staatstheaters. Ein Programm von sieben Produktionen aus sechs europäischen Ländern hat die Künstlerische Leiterin Barbara Engelhardt zusammengestellt, die sich dem Publikum und einer Fachjury stellen.

Eröffnet wird die diesjährige Ausgabe am 21. November mit einem Schweizer Beitrag, der gleich ziemlich politisch daherkommt. In “Ùzivo Frau Stirnimaa!“ will Regisseur Lorenz Nufer gängige Klischees über eine „balkanisierte Schweiz“ und ihre Asylanten aufmischen. Während die Uhren- und Schmuckmesse in einer Schweizer Stadt mit dem wertvollsten Diamanten der Welt prahlt, eröffnen fünf Asylanten das Integrationsfestival „World Music 2013“ als eine multikulturelle Truppe, die für alle Fälle gerüstet zu sein scheint. Der Abend kommt in Schweizerdeutsch mit (hoch-)deutschen Untertiteln daher.

Ebenfalls mit Ausgegrenzten beschäftigt sich der belgische Beitrag „Dehors“ („Draußen“). Regisseur Antoine Laubin hat sich über Jahre mit der Alltagsnot der Obdachlosen in unserer Gesellschaft auseinandergesetzt. Was wäre, wenn der französische Anthropologe Patrick Declerck mit seiner These recht hätte, dass diese Misere zur Sicherung unseres sozialen Gefüges beitrage, also in Kauf genommen werde?

Eine Frage, die an den Grundfesten unseres Gemeinwesens rüttelt, und die auch die jungen Theatermacher der irischen Gruppe von The Company interessiert. „Wo und wie wird man politisch aktiv?“, fragen die fünf Performer und belegen damit einmal mehr, dass das Theater selbst einer von vielen Orten für politisches Engagement sein kann  ALEXANDER KOHLMANN

Fast Forward, Do, 21. 11. bis So, 24. 11., Braunschweig