Europapokal zwischen Reck und Barren

HANDBALL Der Buxtehuder SV läuft nach unauffälliger Saison zu Hochform auf und gewinnt Europapokal

„Eine bessere Werbung kann es kaum geben“

Peter Prior, Manager des Buxtehuder SV

Die gute Nachricht, dass die Handballerinnen des Buxtehuder SV durch ein 28 : 26 (16 : 15) im Finalrückspiel am Sonntag gegen Frisch Auf Göppingen gerade den Europapokal gewonnen haben, ging aus einem kleinen, unscheinbaren Geräteraum in die Welt hinaus. Denn da, wo sonst Reck und Barren für den Sportunterricht des Schulzentrums Nord aufbewahrt werden, befindet sich der Pressebereich des niedersächsischen Bundesligisten. Der Buxtehuder SV hat sich zum Abschluss einer Saison, die er in Meisterschaft und Pokal eher unauffällig erlebte, im sogenannten Challenge Cup die europäische Krone aufgesetzt. Daran hatten nach dem 40 : 28-Hinspielerfolg ohnehin nur noch ganz wenige gezweifelt. Am allerwenigsten sie selbst. Denn der zweite Europapokalsieg nach 1994 ist vor allem eins: ein Erfolg der Kontinuität.

Anders wäre die Geschichte des Buxtehuder SV, der seine Tore seit dem ersten Bundesligaaufstieg 1989 in der höchsten Spielklasse wirft, auch nicht zu erklären. Denn das ganz große Geld gibt es in der 30.000 Einwohner-Stadt ebenso wenig wie die ganz großen Titel. Dafür kann man eine breite Unterstützung beobachten, mit vielen kleinen Geldgebern und beachtlichem Zuschauerzuspruch: Im vergangenen Sommer wurden mehr als 600 Dauerkarten verkauft und im Schnitt sahen 1.200 Zuschauer bei den Spielen zu – das bedeutet den zweithöchsten Ligawert.

Die Geburtsstunde der Mannschaft, die nun ihren vorläufigen sportlichen Höhepunkt erreicht hat, liegt dagegen noch nicht so lange zurück. Vor vier Jahren wurde der Kader beinahe komplett ausgetauscht, das Gerüst von begabten und hungrigen Spielerinnen aus der Region wurde durch erfahrene Auswärtige ergänzt. Die Mannschaft, der sehr viel Zeit für ihren Reifeprozess gegeben wurde, bedankte sich für das Vertrauen auf ihre Weise: mit dem Titel. Dass es sich dabei um den viertwichtigsten und finanziell nicht besonders interessanten europäischen Wettbewerb handelt, werden sie sicher verschmerzen können.

Genauso wie die Tatsache, dass der unscheinbare Geräteraum bald nur noch Erinnerung sein wird. Denn der Verein plant den Bau einer neuen, modernen Halle, die sechs bis acht Millionen Euro kosten und auch ein Handballleistungszentrum beherbergen soll. „Der Gewinn des Europapokals wäre da schon sehr hilfreich“, sagt Manager Peter Prior, der noch nach Investoren sucht, und meint: „Eine bessere Werbung kann es kaum geben.“ CHRISTOPH ZIMMER