Obamas Chefspion dankt nach harter Kritik ab

USA Geheimdienstkoordinator Dennis Blair tritt zurück. Ein Nachfolger soll schnell benannt werden

WASHINGTON rtr | Der wegen Pannen bei der Terrorabwehr in die Kritik geratene US-Geheimdienstkoordinator Dennis Blair hat seinen Rücktritt eingereicht. Eine Begründung für den Schritt nach nur 16 Monaten gab er nicht ab. Blair hatte sich interne Grabenkämpfe mit dem Auslandsgeheimdienst CIA um seine Kompetenzen geliefert. Nach dem knapp vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten war Blair in der Regierung zunehmend ins Abseits geraten.

Das Präsidialamt hat Regierungskreisen zufolge bereits mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen und will den Posten zügig besetzen. Zumindest übergangsweise soll ihn offenbar der für Geheimdienste zuständige Verteidigungsstaatssekretär James Clapper übernehmen.

Regierungsmitarbeitern zufolge hatte sich Blair beim Versuch, das Präsidialamt für eine Ausweitung seiner Kompetenzen zu gewinnen, hinter den Kulissen einen Machtkampf mit CIA-Direktor Leon Panetta geliefert. Die Spannungen reichen nach Ansicht vieler aktiver und früherer Geheimdienstler bis zur Bush-Regierung zurück, die 2004 das Amt des nationalen Geheimdienstkoordinators geschaffen hatte, ohne dessen Befugnisse in allen Punkten klar zu regeln. Zusätzlich schwächte Blair seine Stellung Geheimdienstkreisen zufolge durch Versäumnisse im Auftreten.

Schwere Vorwürfe gegen die US-Geheimdienste wurden laut, nachdem der von Passagieren verhinderte Anschlagsversuch auf ein US-Flugzeug im Anflug auf Chicago im Dezember Versäumnisse offenbarte. Blair verschwand danach noch mehr als zuvor aus der Öffentlichkeit. In einem Bericht des Senats in dieser Woche zu dem Vorfall hieß es, diverse Geheimdienste und Terrorabwehrstellen hätten durch menschliches und technisches Versagen Chancen verpasst, das Attentat zu vereiteln.

In Regierungskreisen hieß es, für die Nachfolge Blairs gebe es mehrere starke Kandidaten. Neben Clapper wurden der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär John Hamre, Exsenator Chuck Hagel, der Direktor des Nationalen Terrorabwehrzentrums Michel Leiter und Lee Hamilton genannt, der Co-Vorsitzende der Untersuchungskommission zu den Anschlägen vom 11. September 2001.