nicht käuflich
: Die Floriansplakette

Darf man so etwas eigentlich annehmen? Joachim Erwin, CDU-Oberbürgermeister von Düsseldorf, hat es jedenfalls getan. Verliehen wird das Ördchen „Floriansplakette“ vom nordrhein-westfälischen Handwerk und der Schornsteinfeger-Innung. Bekommen hat Erwin die Plakette laut Chef des NRW-Handwerkstages, Wolfgang Schulhoff, für seine Erkenntnis: „Kommunen sind keine Unternehmer.“ Durch Privatisierungsgewinne habe der 56-jährige CDU-Politiker der Landeshauptstadt „bundesweit beispielhafte finanzielle Spielräume und einen ausgeglichenen Haushalt geschaffen“.

Was Schulhoff damit meinen könnte, ist wohl der Verkauf ihrer Anteile an den Düsseldorfer Stadtwerken an den Energiekonzern EnBW sowie die Veräußerung der RWE-Aktien, die sich noch in städtischem Besitz befanden. Wie muss in diesem Zusammenhang das Schutzgebet, das Florian von Lorch, dem katholischen Schutzheiligen für Feuer und seine Abwehr, entgegen geworfen wird, interpretiert werden? „O Florian, o Florian, verschon` mein Haus, zünd andere an.“

Angeblich wird die Plakette ja an Personen verliehen, die sich um den Mittelstand und das Handwerk verdient gemacht haben. Was die Schornsteinfeger und der Mittelstand aber von Erwins Privatisierungswut hatten, ist nur schwer zu erkennen. Die Kaminfeger müssten mit einem freien Markt so ihre Schwierigkeiten haben, denn schließlich gibt es den in ihrem Sektor nicht. Sie kennen das ja: „Bitte halten Sie Fenster und Türen geschlossen und hängen Sie keine Wäsche auf, am Donnerstag kommt der Schornsteinfeger.“ So steht es auf den Zetteln, die auf Ihren Klingeln kleben, dabei können Sie sich gar nicht erinnern, den Kaminfeger für Donnerstag bestellt zu haben.

Sie als Haushalt sind eben kein Unternehmer, also müssen Sie mit dem Schornsteinfeger vorlieb nehmen, der ihrem Bezirk zugeteilt ist, wäre ja noch schöner, wenn Sie die Fegung ausschreiben könnten. Das mag dazu führen, dass sie beim Anblick des Schornsteinfegers ein kurzes Stoßgebet in den Himmel schicken und hoffen, dass der „schwarze Mann“ (...und wenn er kommt, dann laufen wir“) doch lieber nur beim Nachbarn abkassiert.

Trotzdem ist die Plakette sehr beliebt, denn auch RAG-Chef Werner Müller scheint sich in diesen Tagen Gedanken um die Preisverleihung im kommenden Jahr zu machen. Um als Favorit ins Rennen gehen zu können, hat sich Müller was feines ausgedacht: Der gesamte Bergbau des RAG-Konzerns mit all seinen Risiken soll in eine Stiftung überführt werden, die sich um die Folgeschäden kümmern möge. Doch nun sperrt sich das Unternehmen Staat – es will nicht in Haftung für eventuelle Folgeschäden genommen werden können. So kann es gehen. Manche Dinge sind so heiß, die rechnet man besser noch einmal durch, im Unternehmen Staat – bevor man sich die Finger verbrennt. Denn dann nützt auch die beste Plakette nichts.