Überlebende auf der Suche nach Nahrung und Wasser

PHILIPPINEN II Im Katastrophengebiet von Leyte wird die Lage immer schwerer zu kontrollieren

MANILA afp/taz | Angesichts der großen Not in den philippinischen Sturmgebieten wird es für die Sicherheitskräfte immer schwieriger, Gewaltausbrüche zu verhindern. Nahe der besonders hart getroffenen Provinzhauptstadt Tacloban starben beim Ansturm auf ein Lebensmittellager acht Menschen, teilten die Behörden am Mittwoch mit.

Zahlreiche Menschen hätten am Dienstag ein Reislager in Alangalang, 17 Kilometer von Tacloban entfernt, gestürmt und sich Reissäcke geholt, berichtete der örtliche Sprecher der nationalen Lebensmittelbehörde, Rex Estoperez. Dabei sei eine Mauer eingestürzt und habe acht Menschen unter sich begraben.

Die Sicherheitskräfte, die das Reislager bewachten, seien gegenüber dem Ansturm machtlos gewesen, sagte Estoperez. Die verzweifelten Menschen schleppten demnach Tausende Säcke Reis weg. Schiffe und Laster mit Nahrungsmitteln würden nun strikt bewacht, sagte der Sprecher.

In Tacloban wurden Hunderte Soldaten stationiert und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Polizei stoppte am Mittwoch nach einer Schießerei eine Massenbestattung von Sturmopfern, wie Bürgermeister Alfred Romualdez sagte.

Nachdem der Taifun „Haiyan“ am Freitag riesige Schneisen der Zerstörung hinterlassen hatte, lagen am Mittwoch in Tacloban immer noch zahlreiche Todesopfer in den Straßen. Die Bergung wurde nach Behördenangaben auch durch den Mangel an Leichensäcken verzögert. Angesichts der tropischen Hitze könnten sich die verwesenden Körper zum Krankheitsherd entwickeln.

Am durch den Sturm ebenfalls stark beschädigten Flughafen von Tacloban drängten sich zahlreiche Menschen, um einen Platz in einem der Flüge hinaus aus dem Katastrophengebiet zu ergattern. „Alle sind in Panik“, sagte die Militärärztin Emily Chang. „Sie sagen, dass es kein Essen gibt, kein Wasser, sie wollen hier weg.“ Bislang sei die Zahl der Flüge von und nach Tacloban noch sehr „begrenzt“ und die Fähren überlastet, bestätigte ein Sprecher des Roten Kreuzes.

Nach einer neuen vorläufigen und nach unten revidierten Zählung der Regierung starben durch „Haiyan“ mindestens 2.275 Menschen, 80 weitere wurden vermisst. Von „Haiyan“ sind nach UN-Angaben mehr als elf Millionen Menschen betroffen, 660.000 verloren ihr Zuhause.