KOMMENTAR VON SUSANNE KNAUL ZUM FALL JASSIR ARAFAT
: Viel Geld für eine Leiche

Die Millionen für die Untersuchungen wären besser in die Wirtschaft investiert

Nicht so eilig, Suha Arafat! Wenn man die Witwe von Jassir Arafat hört, möchte man meinen, sie habe den Bericht über die möglichen Ursachen seines Todes gar nicht erst gelesen.

Die Experten fanden in den Proben der sterblichen Überreste unerwartet große Mengen von Polonium, ähnlich wie sie sie schon vor zwei Jahren an seiner Unterwäsche, an Kappe und Brille entdeckten. Doch auch durch die neuen Untersuchungen ist die Mordtheorie eben nicht bewiesen. Hier steh ich nun, wird sich manch ein Palästinenser sagen, und bin so klug als wie zuvor.

Die Ratlosigkeit wird perfekt mit dem Bericht des russischen Expertenteams, das vor zwei Wochen kundtat, weder Polonium noch sonst irgendeinen Hinweis auf Mord gefunden zu haben. Die Palästinenser und der Rest der Welt werden sich damit abfinden müssen, die Wahrheit über Arafats Todesursache nie zu erfahren. Das Rätselraten bleibt, und es passt ja auch ganz gut zu dem alten Volkshelden, der zu Lebzeiten so mythenumwoben war, wie nach seinem Tod.

Wie profan wirkt dagegen seine Witwe, die aus dem Spektakel um den toten Mann Profite herauszuschlagen hofft. Nach einer Serie von Skandalen klopfen die Journalisten nun wieder höflich an ihre Tür, und mit etwas Glück, so mag sie meinen, springt vielleicht noch der ein oder andere Euro einer Wiedergutmachung für sie und ihre bedauernswerte Tochter heraus. Nur: Wer sollte das bezahlen?

Wer zahlt überhaupt die Unkosten für die drei Forschungsteams, die parallel über Monate mit nichts anderem als den pathologischen Proben Arafats und seiner Unterwäsche beschäftigt waren?

Auftraggeber war die Palästinensische Autonomiebehörde, die zu weiten Teilen aus EU-Töpfen finanziert wird. Oder begleichen die Palästinenser die offenen Rechnungen mit den 75 Millionen Dollar, die US-Außenminister John Kerry aufbrachte, um die PLO im Friedensprozess bei der Stange zu halten? Und die eigentlich in die Wirtschaft und mehr Arbeitsplätze hätten investiert werden sollen?

Der arme Kerry. Erst kündigt Israel den Bau Tausender neuer Siedlerwohnungen an, dann wird der erzkonservative Avigdor Lieberman freigesprochen und nun auch noch das. Für eine positivere Atmosphäre bei den Friedensgesprächen sorgen die neuen Gerüchte über einen Mord an Arafat jedenfalls nicht.

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