JOST MAURIN ÜBER NEUES GENTECHNIK-SAATGUT
: Die falschen Argumente

Jetzt geht alles wieder von vorne los: Die EU möchte eine gentechnisch veränderte Pflanze für den Anbau zulassen – zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren. Der Aufschrei ist groß. Zu recht?

Ausgerechnet das für die meisten Menschen wichtigste Argument gegen Gentechnik ist schwach: Dass Gentech-Essen gesundheitsschädlich sei, konnte nie nachgewiesen werden. Zwar gab es vereinzelt Studien etwa des französischen Molekularbiologen Gilles-Eric Séralini, die Gentech-Gegner als Beleg anführen. Doch die Untersuchungen entpuppten sich regelmäßig als mangelhaft. Séralini räumte auch selbst ein, dass die Zahl seiner Versuchstiere zu klein gewesen sei, um auf ein höheres Krebsrisiko durch Gentech-Futter zu schließen.

Der jetzt diskutierte Mais tötet die Larven von Schädlingen – den Gentech-Gegnern zufolge auch von einigen Nützlingen. Aber laut Experten ist dieses Risiko bei der zu erwartenden Anbaufläche so gering, dass keine Gegenmaßnahmen erforderlich sind.

Viel besser ist ein Argument, das die Gentechnik-Gegner fast nie in den Vordergrund stellen: Gentech-Pflanzen erleichtern umweltschädliche Monokulturen. Schädlingsresistenten Mais brauchen Bauern in der Regel nur, wenn sie die Pflanze mehrere Jahre hintereinander auf demselben Feld angebaut haben. Erst dann können sich die Schädlinge so gut auf den Mais einstellen, dass sie zu einem Problem werden und sich mit anderen Mitteln kaum noch bekämpfen lassen. In Monokulturen können aber weniger Tier- und Pflanzenarten überleben, langfristig benötigen sie mehr Pestizide und Dünger, die das Grundwasser gefährden können.

Das sollte genug Grund sein, schädlingsresistenten Gentech-Mais abzulehnen. Irrationale Ängste um die Gesundheit zu schüren, ist da gar nicht unbedingt nötig.

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