Im Sudan verhärten sich die Fronten

WAHLFOLGEN Neue Rebellion und Kriegswarnungen im Süden, erfolgreiche Regierungsoffensive in Darfur

BERLIN taz | Es war eine erstaunlich düstere Rede für einen Präsidenten, der soeben haushoch Wahlen gewonnen hat und seine Region nächstes Jahr in die Unabhängigkeit führen will. Man führe einen „gerechten Krieg“ und werde „jeden schlagen“, sagte Salva Kiir, Präsident der südsudanesischen Autonomieregierung und Rebellenarmee SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee), am Sonntag auf den Feiern zum 27. Jahrestag der SPLA-Gründung. Solle es erneut Krieg geben, werde er sofort alle Grenzen und Flughäfen schließen, damit sich niemand absetze.

Die Warnungen einen Monat nach Sudans Wahlen, bei denen der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Staatschef Omar al-Bashir landesweit siegte und im Süden Salva Kiir wiedergewählt wurde, folgen auf das Auftauchen der ersten wirklich gefährlichen militärischen Herausforderung für die SPLA seit dem Friedensvertrag von 2005, der Südsudan Autonomie unter SPLA-Führung gewährte. Der ehemalige stellvertretende SPLA-Staatschef George Athor Deng hat im ölreichen südsudanesischen Bundesstaat Jonglei eine neue Rebellion begonnen, liefert sich regelmäßig Kämpfe mit Südsudans Armee und droht dieser Tage mit der Einnahme der Provinzhauptstadt Bor. Athor wirft der SPLA Korruption und Fälschung bei den Wahlen vom April vor und fordert den Rücktritt der Autonomieregierung. Die SPLA sagt, der abtrünnige General werde von der Regierung Bashir in Khartum unterstützt, um Südsudan zu spalten und das für 2011 geplante Unabhängigkeitsreferendum zu sabotieren. Zeitungen in Khartum spekulieren über eine bevorstehende militärische Allianz von SPLA-Gegnern.

Auch in Westsudans Kriegsregion Darfur geht Sudans Staatsmacht in die Offensive. Nach eigenen Angaben hat Sudans Armee die wichtigste Hochburg der wichtigsten Darfur-Rebellenbewegung erobert. Das schwer zugängliche Bergmassiv Jebel Moon, wo die Rebellen der JEM (Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit) ihre Basen haben, sei „befreit“ und 108 JEM-Kämpfer getötet worden, sagte Sudans Armeesprecher am Samstag.

Die JEM gab die Niederlage indirekt zu und sagte, sie sei vor dem Einrücken der Regierungstruppen aus Jebel Moon abgezogen, um Zivilisten zu schonen. Ihr wichtigster politischer Verbündeter, Islamistenführer Hassan al-Turabi, wurde am Samstag in Khartum festgenommen und seine Parteizeitung Rai al-Shaab geschlossen. DOMINIC JOHNSON