ERICH RATHFELDER ÜBER DIE WAHLEN IM KOSOVO
: Gescheitert

Wie konnte es angesichts der Präsenz von Eufor-Truppen und der internationalen Polizei im Kosovo möglich sein, dass maskierte Männer Wahlwillige malträtierten und Urnen klauten? Wieder einmal entpuppte sich die mit vielen Milliarden Steuergeldern finanzierte internationale Macht im Kosovo als Papiertiger.

Schon seit Wochen wurde die Bevölkerung im Norden des kleinen Landes systematisch eingeschüchtert; aber auch in den südlichen serbischen Enklaven machten die Radikalen Druck. Eine Wiederholung der Wahlen dürfte somit unvermeidlich sein.

Die Ereignisse machen ratlos. Dabei hatte man vorgesorgt und den serbischen Nationalisten im Norden umfassende Konzessionen gemacht. Alle serbischen Gemeinden wurden mit weitgehenden Selbstverwaltungsrechten ausgestattet – im Süden profitiert die serbische Minderheit schon länger davon. Die Serben Kosovos gehören ohnehin zu den privilegiertesten Minderheiten in Europa. Aber auch Belgrad musste Zugeständnisse machen. Zwar brauchte Belgrad den Staat Kosovo noch nicht diplomatisch anzuerkennen, aber die direkten Verhandlungen mit Prishtina stellten eine Vorform dazu dar. Ziel war es, auch den serbisch dominierten Norden des Landes in das System des unabhängigen Kosovos zu überführen, um es gleichzeitig Serbien zu ermöglichen, Verhandlungen über den Eintritt in die EU zu führen. Von diesen Zielen muss man sich jetzt erst einmal wieder verabschieden.

Angesichts der Präsenz der Geheimdienste im Land ist es nicht vermessen, zu behaupten, dass die für die Übergriffe Verantwortlichen längst bekannt sind. Da auch Serbien ein Interesse an einer friedlichen Lösung der Konflikte in der Region hat, führt kein Weg daran vorbei, die Schuldigen rasch dingfest zu machen.

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