Stahlriese lockt Arcelor mit mehr Geld

Der indische Weltmarktführer Mittal Steel will die geplante Elefantenhochzeit doch noch schaffen

LUXEMBURG/LONDON dpa ■ Der Übernahmekampf zwischen dem weltgrößten Stahlkonzern Mittal Steel und dem Konkurrenten Arcelor geht in eine neue Runde. Wie Mittal gestern vor seiner Hauptversammlung mitteilte, denkt der Konzern über eine Erhöhung des Angebots an Arcelor nach, sofern es zu Gesprächen über eine einvernehmliche Fusion kommt. Eine Verbesserung des Angebots werde es aber nicht geben, wenn der Arcelor-Vorstand bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Übernahme bleibt. Arcelor wollte sich dazu nicht äußern.

Die indische Mittal will Arcelor bislang für insgesamt rund 18,6 Milliarden Euro übernehmen. Arcelor ist die Nummer zwei auf dem Weltmarkt. Das Angebot, das zu einem Großteil in Aktien ausgezahlt werden soll, stieß aber auf heftigen Widerstand bei Arcelor. Auch die Regierungen in Luxemburg und Frankreich, wo die meisten der 75.000 Arcelor-Beschäftigten arbeiten, sind gegen die Übernahme, weil sie um Arbeitsplätze fürchten.

Nach wie vor sieht Arcelor keine Grundlage für Gespräche mit Mittal-Chef Lakshmi Mittal. Beide Seiten bestätigten, dass Mittal in den vergangenen Wochen mehrfach um ein Treffen mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden von Arcelor, Joseph Kinsch, gebeten habe. Kinsch habe jedoch abgelehnt, weil Mittal nicht genügend Informationen über seine Absichten vorgelegt habe.

Arcelor sieht den Konzern mit dem Mittal-Angebot unterbewertet und hat bereits eine Reihe von Abwehrmaßnahmen gestartet. So kündigte der Konzern Anfang April eine hohe Sonderausschüttung an seine Aktionäre an, wenn sie ihm die Treue halten. Zudem will er Mittal den geplanten Weiterverkauf der kanadischen Arcelor-Neuerwerbung Dofasco an ThyssenKrupp unmöglich machen, indem die Kanadier in eine Stiftung überführt werden.

Zunächst sah es so aus, als würden die Arcelor-Aktionäre den Widerstand der Führung nicht teilen. Doch auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche bekam Arcelor-Verwaltungsratschef Kinsch breite Unterstützung von den Aktionären und wurde mit großer Mehrheit wieder in den Verwaltungsrat gewählt.