SVEN HANSEN ÜBER DEN WAHLSIEG VON BENIGNO AQUINO AUF DEN PHILIPPINEN
: Armutszeugnis Elitedemokratie

Deutlich hat der bisherige Senator Benigno Aquino, Sohn der früheren Staatspräsidentin Corazon Aquino und ihres 1983 ermordeten Mannes, die philippinische Präsidentschaftswahl gewonnen. Er entstammt einem der reichsten und seit Jahrzehnten politisch aktiven Clans des Landes. Aquinos Popularität beruht auf dem Ansehen seiner Eltern. Die gehörten zu den prominentesten Opfern der Diktatur von Ferdinand Marcos in den 1970er- und 80er-Jahren. Vater Aquino wurde ermordet. Seiner Witwe gelang mit Hilfe der Kirche, einer Massenbewegung und amerikanischer Rückendeckung der Sturz des Diktators. Seitdem installierte sie eine Elitedemokratie, deren erneuter Ausdruck der Sieg ihres Sohnes ist.

Wieder mal hat sich ein einflussreicher Clan durchgesetzt. Aquinos Wahlversprechen der Bekämpfung von Korruption und Armut klingen attraktiv und zugleich unglaubwürdig. Das versprach nicht nur schon seine Mutter, sondern gehört zum Standardrepertoire philippinischer PolitikerInnen. Zu deren Selbstverständnis gehört, dass immer nur die anderen korrupt sind, während sie sich selbst begünstigen. Aquino war zehn Jahre Abgeordneter und Senator, ohne dass eine erfolgreiche Initiative von ihm bekannt wurde. Wie damals seine Mutter versprach auch er im Wahlkampf, das Los der 25.000 Menschen auf der mehr als 6.000 Hektar großen Familienhacienda zu verbessern. Seine Mutter versprach sogar eine Landverteilung, doch statt Land gab es nur ein paar Aktien. 2004 wurden bei Protesten vor der Hacienda zwölf Arbeiter und zwei Kinder erschossen.

Dem persönlich als integer geltenden Aquino kam zugute, dass die meisten Gegenkandidaten unglaubwürdiger waren. Es hätte schlimmer kommen können. Doch sind die Aussichten zur Umsetzung dringend nötiger sozialer Reformen gering.

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