Mensch & Marionette

PERFORMANCE Beim zweiten Live Art Festival auf Kampnagel wird der Zuschauer zum Akteur

Menschen mit Knöpfen in den Ohren laufen vorbei an Wursttheken und Tiefkühltruhen. Ferngesteuert von Anweisungen, die sie aus kleinen MP3-Playern bekommen, bewegen sie sich durch den Supermarkt wie lebensgroße Marionetten.

Einkäufer sind die Marionetten-Menschen nicht, sondern teilnehmende Zuschauer der interaktiven Performance „Wondermart“, die die britische Gruppe „Rotoza“ ab Donnerstag täglich im Rahmen des von Kampnagel organisierten Live Art Festivals zeigt.

Vom 13. bis 30. Mai präsentiert präsentiert die zweite Ausgabe des Festivals internationale Produktionen, die sich unter dem Motto „everyBODY anyBODY noBODY“ vor allem mit gesellschaftlichen Körperbildern beschäftigen.

Die noch junge Kunstform Live Art hebt sich dabei vor allem durch ihre Einmaligkeit von anderen Kunstformen ab: Sie ist an den Moment der Performance gebunden und kann nicht reproduziert werden. An eine bestimmte Gattung ist der Performer dabei nicht gebunden. „Jeder Künstler nimmt die Form, die er braucht, um ein Thema zu bearbeiten“, sagt Kuratorin Anne Kersting. Beim Live Art Festival reicht das Spektrum von Tanz und Theater bis hin zu komplexen Installationen.

Mit der „Tanzinitiative Hamburg“ ist diesmal auch ein hiesiges Ensemble vertreten. „Gimme Shelter“ heißt die Installation der Hamburger, die sich mit dem Thema Gastfreundschaft beschäftigt: Eine Kleinfamilie richtet sich in einem Haus ein, das sie über den gesamten Festivalzeitraum hinweg bewohnt, und öffnet die Türen für Besucher. Vier Stunden täglich kann das Publikum bei freiem Eintritt am Familienleben teilhaben – mit offenem Ausgang, denn nichts ist geplant. SILKE RITTER

Do, 13. 5. bis So, 30. Mai, Kampnagel, Jarrestraße 20; Infos und Programm: www.kampnagel.de