Glück in der Liebe, Unvermögen im Spiel

DRITTE LIGA Braunschweigs Fußballer verpatzen den Aufstieg und werden trotzdem gefeiert wie ein Meister

„Es sind die großartigen Emotionen, die die Eintracht ausmachen“

TORSTEN LIEBERKNECHT, TRAINER

Die Harmonie im Braunschweiger Stadion an der Hamburger Straße am Samstag war bemerkenswert. Denn es kommt nicht besonders häufig vor, dass eine Mannschaft, die nach einem nur wenig unterhaltsamen 1:1 (1:1) gegen FC Rot-Weiß Erfurt gerade die allerletzten Hoffnungen auf den Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga verspielt hat, anschließend aber von den 18.550 Zuschauern gefeiert wird, als hätte sie gerade die deutsche Meisterschaft von 1967 wiederholt.

Es gehört zum Schicksal des Traditionsvereins Eintracht Braunschweig, dass er den großen Erfolgen der Vergangenheit seit Jahren mit gehörigem Abstand hinterherläuft. Der fußballerischen Bedeutungslosigkeit steht man allerdings mit einer durchaus sympathischen Gelassenheit gegenüber. Die Zuschauer zeichnet eine große Leidensfähigkeit aus.

Denn ganz so einfach ist es nicht, Eintracht Braunschweig in Tagen wie diesen zu lieben. Erstklassig waren sie zuletzt vor einem Vierteljahrhundert. Faszination und Leidenschaft sind aber auch nach dieser Zeit ungebrochen.

Aber vielleicht ist es gerade diese Fehlerhaftigkeit, die die Anziehungskraft des Vereins ausmacht. Es ist eine Ewigkeit her, dass die Zuschauerzahl einmal nicht im fünfstelligen Bereich lag – beharrlich verfolgen die Fans alle Spiele gegen Mannschaften wie Sandhausen und Heidenheim, deren Namen nicht gerade nach ganz großem Fußball klingen.

Den konnte man auch gegen Rot-Weiß Erfurt nicht beobachten, auch wenn Dominick Kumbela die Gastgeber vielversprechend in Führung brachte (10. Minute), ihnen danach aber leider nicht mehr viel gelang und Carsten Kammlott wenig später den Ausgleich erzielte (21.). „Aber wir haben gesehen, welche große Bedeutung der Verein noch immer für die Stadt hat“, sagte Torsten Lieberknecht, der Braunschweiger Trainer, am Samstag. „Es sind die großartigen Emotionen, die die Eintracht ausmachen.“

Gefühle allein schießen aber keine Tore. Was Lieberknecht und vor allem die treuen Zuschauer die traurige Gegenwart dennoch ertragen lässt, ist die liebenswert romantische Hoffnung, dass alles einmal besser wird. In der nun beendeten Saison war beispielsweise die Rückrunde stark: Die Eintracht liegt nach dem letzten Spieltag zwei Punkte hinter dem dritten Tabellenplatz, der zur Aufstiegsrelegation berechtigt.CHRISTOPH ZIMMER