Demokratie steht das Wasser bis zum Hals

MALEDIVEN Unruhen nach Absage von Präsidentenstichwahl. Ein Demokratieaktivist wird ausgebremst

BANGKOK taz | Anhänger der Opposition haben am Sonntag in Male, der Hauptstadt der Malediven, mit Menschenketten, Motorrädern und Lastwagen Straßen blockiert. Sicherheitskräfte riegelten den Teil der Stadt ab, in dem das Oberste Gericht und der Präsidentenpalast liegen. Die Demonstranten protestierten dagegen, dass die Polizei am Samstag die für den Tag angesetzten Präsidentschaftswahlen abgesagt hatte. Diese Wahlen hätte voraussichtlich der frühere Präsident und Demokratieaktivist Mohamed Nashid gewonnen.

Nashid hatte die ersten freien Wahlen der Malediven 2008 gewonnen. Im Februar 2012 drängten meuternde Polizisten ihn aus dem Amt. Nachfolger wurde Vizepräsident Mohamed Waheed, ein Vertrauter des früheren Diktators Gayoom, den Nashid 2008 mit seinem Erdrutschsieg abgelöst hatte.

Bei der Präsidentschaftswahl im September 2013 gewann Nashid 45 Prozent im ersten Wahlgang, Waheed nur 5 Prozent. Den geplanten zweiten Wahlgang Ende September sagte das Oberste Gericht des Landes allerdings mit einer fadenscheinigen Begründung ab. Viele von Nashids Anhängern bezeichnen die erneute Intervention der Polizei – die Gayoom nahesteht – als erneuten Putsch. SASCHA ZASTIRAL