Wütender Protest gegen Sparprogramm

GRIECHENLAND Streiks und Demonstrationen gegen Lohnkürzungen. Öffentliches Leben in Athen lahmgelegt. Aktionen sollen heute fortgesetzt werden. Deutsche Banken versprechen symbolischen Rettungsbeitrag

ATHEN/BERLIN dpa/rtr/afp | In Griechenland weiten sich die Proteste und Streiks gegen das Schock-Sparprogramm zur Rettung des Landes vor der Pleite aus. Am Dienstag demonstrierten 4.000 Lehrer und Staatsbedienstete im Zentrum Athens gegen den Einstellungsstopp und die Kürzung ihrer Löhne. Ministerien und Steuerbehörden blieben geschlossen, auch Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern legten ihre Arbeit nieder. Tausende Demonstranten versammelten sich zu einer Protestkundgebung vor dem Parlament. Dort ging die Polizei mit Tränengas gegen eine Gruppe vor, die Steine und Flaschen auf die Sicherheitskräfte warf.

„Ich denke, dies wird einer der größten Proteste des vergangenen Jahrzehnts“, sagte der Chef der größten Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes Adedy, Spyros Papaspyros. „Wir verlangen, dass der freie Fall unserer Lebensstandards ein Ende hat.“ An den Mauern direkt unterhalb der Akropolis hingen Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei Plakate auf, auf denen zu lesen stand: „Menschen aus Europa – erhebt euch“.

Heute wollten sich Arbeiter aus der Privatwirtschaft dem Streik der Staatsbediensteten anschließen. An den Protesten gegen das Sparprogramm der Regierung beteiligten sich bislang mehrere zehntausend Menschen. Die von den Sozialisten geführte Regierung in Athen hat ihr Sparprogramm am Wochenende verschärft, um von den Ländern der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein milliardenschweres Hilfspaket zu bekommen. Um das Staatsdefizit zu reduzieren, will die Regierung die Steuern erneut erhöhen und die Gehälter von Staatsbediensteten sowie die Renten kürzen. Griechenland muss in den nächsten drei Jahren 30 Milliarden Euro sparen. Die Eurogruppe und der IWF wollen den Griechen mit 110 Milliarden helfen.

Die deutsche Finanzwirtschaft wird sich mit einem symbolischen Beitrag an der Hilfe für Griechenland beteiligen. Die Banken wollten unter anderem einen Teil der neuen Anleihen für Griechenland zeichnen, mit denen die Eurostaaten das Land unterstützen, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern nach einem Gespräch mit führenden Vertretern der Finanzbranche. Außerdem wollen die Banken demnach ihre bisher an Griechenland vergebenen Kredite halten und die Kreditlinien für griechische Banken belassen. Unklar ist noch, wie hoch der freiwillige Beitrag ist.

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