Für eine Handvoll Euro weniger

BLG Der Logistiker schrumpft angesichts der Krise – und will sich in der Offshore-Windenergie engagieren

Die Vorstandsbezüge bei der BLG sind deutlich gesunken: von vier Millionen Euro im Jahr 2008 auf jetzt 2,4 Millionen Euro.

Dabei sind die Grundgehälter sogar leicht gestiegen, im Falle des Vorstandsvorsitzenden Detthold Aden von 408.000 auf 418.000 Euro. Seine „erfolgsabhängigen“ Bezüge sanken jedoch von 667.000 auf 223.000 Euro.

Aufsichtsratsmitglieder erhalten 5.000 Euro pro Jahr und 500 Euro pro Sitzung, Aufsichtsratschef Josef Hattig (CDU) bekam 2009 insgesamt 30.000 Euro. mnz

Für Detthold Aden, den Vorstandschef der halbstaatlichen BLG Logistics Group, war das abgelaufene Jahr „völlig unbefriedigend“. Die Umsatzerlöse sind gegenüber 2008 um 15 Prozent auf 818,5 Millionen Euro eingebrochen, zugleich sank die Rendite von 10,1 auf 4,3 Prozent. Das trifft Aden auch persönlich: Seine eigenen Bezüge waren 2008 noch um 434.000 Euro höher.

Aber immerhin gilt sein Arbeitsplatz als sicher. Das sind zwar auch alle anderen der knapp 6.000 so genannten „Stammarbeitsplätze“ im Konzern – dennoch arbeiten heute 1.300 Menschen weniger für den Logistik-Dienstleister als noch 2008. Betroffen ist dabei vor allem der Gesamthafenbetriebsverein (GHB), ein Konjunkturpuffer – und traditionell einer der größten Arbeitgeber in den bremischen Häfen. Die BLG war einst ihr wichtigster Auftraggeber, bis zu 2.500 GHB-Leute arbeiteten für die BLG. Heute sagt deren Arbeitsdirektor Hartmut Mekelburg lediglich: „Wir bekennen uns nach wie vor zum GHB.“

2009 wurden bei der BLG insgesamt 4,7 Millionen Fahrzeuge bewegt, eine Million weniger als im Vorjahr. Aktuell boomt in Bremerhaven zwar der Export teurer Autos nach China, der Import jedoch ist 2010 um mehr als ein Viertel eingebrochen – eine Besserung ist nicht in Sicht. Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie ist der hiesige Markt gerade bei Kleinwagen gesättigt.

Wachsen will die BLG zunächst bei der – angesichts der stabilen Binnennachfrage – weitgehend krisenfesten Handelslogistik. Mittelfristig soll dort nicht nur das Geschäftsvolumen verdoppelt werden – sondern auch die Zahl der heute 1.600 Jobs.

Auch an der Offshore-Windenergie will die BLG mit verdienen. Diese Branche hofft auf Wachstumsraten von 25 Prozent im Jahr, auf jährlich 500 bis 800 neue Offshore-Windenergieanlagen in ganz Europa. Doch noch seien die Kosten der Energieerzeugung auf See doppelt so hoch wie jene an Land, sagt Aden. In Bremerhaven soll ein eigener Hafen entstehen, in dem die 150 Meter hohen Windräder zusammengebaut und verschifft werden sollen. Aden findet, dass solch ein Terminal „idealerweise“ von der BLG betrieben werde. Aber: „Wir werden es sicher nicht finanzieren.“ Das Land will das 200 Millionen-Projekt aber auch nicht bezahlen. Beim Standort hat sich die BLG festgelegt: Vorstandsmitglied Emanuel Schiffer sieht keine Alternative zur Luneplate. Die ist Vogelschutzgebiet, kommt zwar für die SPD, nicht aber für Naturschutzverbände und Grüne in Frage. JAN ZIER