Weitere Bombenanschläge auf dem Sinai

Selbstmordattentäter im Norden der ägyptischen Halbinsel greifen internationale Beobachter und Polizisten an. Die Behörden nehmen im Touristenort Dahab dreißig Personen fest. Geschäftsleute rechnen mit einem Rückgang der Besucherzahlen

AUS DAHAB KARIM EL-GAWHARY

Auf der ägyptischen Sinaihalbinsel kehrt keine Ruhe ein. Zwei Tage nach den blutigen Bombenanschlägen im ägyptischen Rotmeer Badeort Dahab am östlichen Golf von Aqaba, bei dem mindestens 21 Menschen ums Leben kamen, schlugen gestern zwei Selbstmordattentäter im nördlichen Sinai zu.

Der erste jagte sich in die Luft, nachdem er einem Fahrzeug mit Soldaten der Multinationalen Beobachtertruppe MFO den Weg abgeschnitten hatte. Dabei kam der Attentäter ums Leben, die beiden Soldaten blieben nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums und des MFO-Hauptquartiers in Rom unverletzt. Die MFO ist eine internationale Beobachtungstruppe, die 1982 infolge des Friedensvertrages von Camp David zwischen Israel und Ägypten auf der Sinaihalbinsel stationiert ist.

Der zweite Attentäter sprengte sich eine halbe Stunde darauf auf einem Fahrrad vor einem Polizeifahrzeug in die Luft, das auf dem Weg zum ersten Tatort war. Das ägyptische Innenministerium machte keine weiteren Angaben über den zweiten Vorfall. Beide Angriffe ereigneten sich in der Nähe des Flughafens von Goura, 35 Kilometer östlich der ägyptischen Mittelmeerstadt al-Arisch. Der Flughafen dient der MFO als Stützpunkt.

Unbestätigt blieben zunächst Berichte aus dem östlichen Nildelta, das an den Sinai angrenzt. Dort soll es bei einer Polizeistraßensperre in der Stadt Bilbeis zu einem Schusswechsel gekommen sein, wie die arabische Fernsehstation al-Dschasira berichtete, die sich auf drei eigene Quellen berief. Das Innenministerium stritt den Vorfall ab.

Unterdessen heißt es in ägyptischen Sicherheitskreisen, dass die Anschläge auf Touristen in Dahab möglicherweise doch von Selbstmordattentätern durchgeführt wurden. Die Behörden spekulieren, dass es sich bei drei aufgefundenen Leichen um die Täter handeln könnte. Das Innenministerium gab auch weitere Details über drei Festnahmen in Dahab bekannt. Drei Männer, darunter ein ägyptischer Computeringenieur, waren der Polizei aufgefallen, da sie zwar mit dem gleichen Fahrzeug in den Ort gekommen und wieder weggefahren waren, aber zwischenzeitlich das Nummerschild ausgewechselt hatten. Die Männer sollen auch mit falschen Papieren unterwegs gewesen sein. Details über ihre mögliche Verwicklung in die drei Bombenanschläge von Dahab wurden dagegen bisher nicht bekannt. Insgesamt wurden dreißig Personen festgenommen.

Die Zahl der Todesopfer von Dahab wurde vom Innenministerium inzwischen ohne weitere Erklärungen von 24 auf 21 nach unten korrigiert. Ein Korrespondent von al-Dschasira wurde in Dahab gestern tätlich angegriffen, als er von den neuen Anschlägen im Nordsinai berichtete und Ägyptens Stabilität anzweifelte. Die meisten Touristen haben Dahab inzwischen verlassen. Viele der Laden-, Hotel- und Restaurantbesitzer fürchten einen schweren Einbruch der Besucherzahlen. Eine entsprechende Analyse des Al-Dschasira-Korrespondenten empfanden sie als Provokation.