Knast für Schulverweigerer

Erstmals kommt in Hamburgein Familienvater ins Gefängnis, der sich weigert, seine Kinder zur Schule zu schicken. Die Bildungsbehörde hat gestern Haftbefehl für André R. beantragt, um diesen für eine Woche in „Erzwingungshaft“ nehmen zu lassen. „Anders sind diese Eltern nicht dazu zu bewegen, ihre Kinder endlich zum Unterricht zu schicken“, sagte Behördensprecher Alexander Luckow der taz. Das Oberverwaltungsgericht hat der Schulbehörde gestern grünes Licht für diesen Weg gegeben. Es hat den Widerspruch der Familie gegen die erstinstanzliche Billigung der Inhaftierung abgelehnt.

Die strenggläubige Familie R. aus Hamburg-Othmarschen hat sechs Kinder, darunter drei im schulpflichtigen Alter. Die Eltern Frauke und André R. weigern sich jedoch, die drei Töchter zur Schule zu schicken, weil sie diese für „schädlich“ halten. Dabei berufen sie sich auf religiöse Gründe. Das Amtsgericht hat diese in einem Strafverfahren gegen die Eltern jedoch nicht akzeptiert und sie im Februar zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Richter hatte die soziale Isolation der Kinder gerügt und gewarnt: „Ihre Kinder werden es einmal sehr schwer haben im Leben“. Auch das Jugendamt hat die Verhältnisse in der Familie bereits geprüft. Es war zu dem Schluß gekommen, dass die Kindort dennoch gut aufgehoben sind. Die Schulbehörde erwägt nun, erneut einen Entzug des Sorgerechtes prüfen zu lassen. EE