DER ALTE MEISTER
: Draußen vor dem Fenster

Fast vollkommen symmetrisch angelegt, steht dieses Werk unter Spannung zwischen einem Drinnen und einem Draußen. Die Perspektive, der Blick von unten schräg über den Balkon in den Saal der Berliner Parlamentarischen Gesellschaft, lässt keine Beobachtungen zu, lediglich Ahnungen: Man sieht zwei Köpfe. Wem gehören sie?

Auffällig das Temperaturgefälle: Draußen dominiert ein frostiges Blau, der Betrachter spürt die Kälte, befindet sich gleichsam in ihr. Drinnen eine verheißungsvoll-feierliche Wärme. Eine Spannung durch Temperaturunterschiede wie bei Hoppers „Nachtschwärmer“.

Draußen die Profanität überstülpter Sonnenschirme, die Andeutung vergangener Sonnentage. Drinnen ein Kronleuchter von barocken Ausmaßen, das Herz dieses Werks, die Glut.

Auch der Titel, „Das Sondierungsgespräch“, ist stimmungsgebend. Das Wort hat einen metaphysischen Beiklang. Sondierungen sind Rituale des Abtastens ohne festgelegten Ablauf, abseits bloßer Verhandlungen über thematische Übereinstimmung wie bei Koalitionsgesprächen. Dort in der Wärme geben sie sich dem Zauberspiel menschlicher An- und Abneigungen hin, einem Austesten, einer ersten Berührung. FLX