Weißer Rauch in Osnabrück

RÜCKKEHRER Dem VfL fehlt nach dem 3 : 1 gegen Absteiger Kiel noch ein Punkt zum Aufstieg in die Zweite Liga

Osnabrück hatte vorsichtshalber den direkten Wiederaufstieg nicht zum Ziel erklärt

Einst hatten sie den gleichen Anspruch. Bald könnten sie zwei Spielklassen voneinander trennen: Die Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück und Holstein Kiel – beide wollten in die Zweite Liga. Während die Niedersachsen ihrem Ziel am Freitag sehr nahegekommen sind und den Relegationsplatz sicher haben, geht es für die Kieler zurück in die Regionalliga. Alle hochtrabenden Ziele, die mit der Verpflichtung des längst wieder gefeuerten Trainers Falko Götz ausgerufen wurden, verhallen im Tabellenkeller.

Ganz anders in Osnabrück: Die Lila-Weißen mussten verdauen, dass sie den Abstieg aus der Zweiten Liga womöglich der Wettmafia verdanken, und haben vorsichtshalber den direkten Wiederaufstieg nicht als Ziel ausgegeben. Aber zurück sollte es schon gehen. Dass das so schnell gehen würde, hatte kaum jemand für möglich gehalten.

Karsten Baumann, der Nachfolger von Auf- und Abstiegstrainer Claus-Dieter Wollitz, formte dennoch ein Gewinnerteam. Das führte die Liga lange Zeit souverän an, bezwang im DFB-Pokal sensationell Rostock, Hamburg und Dortmund – und lahmte zuletzt auf der Zielgeraden. Aue zog vorbei, die Verfolger rückten näher, allen voran der FC Ingolstadt, der mit einem 5 : 1-Sieg in Wiesbaden Druck machte. Und die Osnabrücker? Die lagen gegen den Tabellenletzten Kiel nach drei Minuten zurück.

Doch der VfL darf den Traum von der Zweiten Liga weiter träumen, weil sich die Mannschaft auf ihre Stärken konzentrierte: das impulsive Angriffsspiel und den Kampfgeist. Nach einer Ecke scheiterte zunächst Tobias Nickenig mit dem Kopf, doch der gerade eingewechselte Dennis Schmidt staubte zum Ausgleich ab. Bevor Björn Lindemann den Ball zur Führung ins Tor stochern konnte, stand das Spiel kurz vor dem Abbruch: Im Kieler Fanblock waren Feuerwerkskörper explodiert, die das halbe Spielfeld einnebelten.

Der Schiedsrichter schickte die Spieler in die Kabine. Nach zwanzig Minuten hatte sich die Lage beruhigt und Schmidt konnte per Handelfmeter den 3 : 1-Sieg besiegeln. „Die Spielunterbrechung war eigentlich Gift für uns“, sagte Trainer Karsten Baumann anschließend, „aber die Mannschaft hat sich selbst belohnt.“ Am kommenden Samstag genügt nun ein Punkt in Burghausen, um den Wiederaufstieg perfekt zu machen.

Für den Kieler Trainer Christian Wück ist dagegen klar, dass die Randalierer keine Kieler Fans gewesen sein können. „Da haben sich andere Leute mit reingeschlichen.“ HEIKO OSTENDORF