Müll-Armee gegen Konsum

Die von dem Aktionskünstler HA Schult am Kölner Dom aufgestellten „Trash People“ sind am Wochenende von Randalierern beschädigt worden. Zwei Männer stießen zahlreiche der aus Müll gepressten Figuren um, wie die Polizei gestern mitteilte. Dabei entstand ein Sachschaden in bislang ungeklärter Höhe.

Seit 1999 sind die Trash People in der ganzen Welt unterwegs. Die 1.000 Müllmenschen bereisten den Roten Platz in Moskau, die chinesische Mauer und die ägyptischen Pyramiden. Stumme, lebensgroße Kritiker des Konsums, aus Dosen, Computerschrott und anderem Abfall. Bis zum 1. Mai steht die Skulpturen-Armee in Köln, danach zieht sie weiter nach New York, Chile und in die Antarktis – eine Reise als Symbol der Globalisierung zu Stationen, die auf die Geschichte Einfluss genommen haben. So sieht es Schult.

Die Trash People passen zu seinem künstlerischen Credo. Der 66-Jährige ist ein Umweltkünstler der ersten Stunde, der Müll und Natur zu seinen Hauptthemen machte und durch schonungslose Inszenierungen bekannt wurde. „Nur an starke Bilder erinnern sich die Leute“, beschrieb Schult seine Intention.

Der Kölner Aktionskünstler, mit bürgerlichem Namen Hans Jürgen Schult, geboren im mecklenburgischen Parchim, sorgte das erste Mal 1969 in München-Schwabing für Aufsehen: Dort warf er fünf Tonnen Altpapier auf die Straße, das Wort „jetzt“ zierte in endloser Abfolge die Straße. In den 70ern füllten seine Helfer den Markusplatz in Venedig kniehoch mit 15.000 Kilo Zeitungspapier. Außerdem ließ Schult ein unbemanntes Sportflugzeug auf einer New Yorker Müllkippe abstürzen. „Ich habe sehr früh auf ökologische Probleme hingewiesen“, sagt er heute. „Aber auch ich weiß nicht, woher mein Strom kommt. Ich bin genauso ein Täter unserer Zeit.“ DPA