BP-Ölteppich breitet sich weiter aus

BOHRINSEL-KATASTROPHE Tauchroboter können Lecks bislang nicht abdichten. 159.000 Liter Rohöl laufen täglich aus

Der Quartalsgewinn von BP stieg von 2,6 Milliarden Dollar auf 6,1 Milliarden Dollar

WASHINGTON/LONDON dpa/rtr | Eine Woche nach dem Unglück auf der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ herrscht weiter die Gefahr einer Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Experten des Ölkonzerns BP und der Betreiberfirma Transocean versuchen weiterhin, zwei Lecks am Förderrohr in rund 1.500 Metern Tiefe abzudichten. Versuche, dies mit Minirobotern zu bewerkstelligen, waren gescheitert. Täglich laufen rund 159.000 Liter Rohöl ins Meer.

Der auf dem Meer treibende Ölfilm hat nach Angaben der US- Küstenwache vom Dienstag streckenweise eine Länge von rund 120 Kilometern erreicht und sei an einigen Stellen über 70 Kilometer breit. Allerdings handele es sich nicht um einen dickflüssigen Ölteppich, sondern eher um ein dünnes Wasser-Öl-Gemisch, heißt es. Derzeit halten Winde das Öl ab, rasch auf die US-Küste zuzutreiben. Es schwimmt 50 Kilometer vor der Küste Louisianas. Für den Fall, dass die Versuche weiter scheitern sollten, die beiden Lecks zu schließen, bereiten BP-Rettungsexperten bereits eine andere Aktion vor. Dabei soll neben der bestehenden Ölquelle eine Entlastungsbohrung vorgenommen werden. Dieses Manöver würde aber zwei oder drei Monate dauern.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat angesichts der Ölpest im Golf von Mexiko davor gewarnt, dass das Ökosystem der Region massiv gestört werden könnte. Bedroht sind die Küsten der US-Bundesstaaten Louisiana, Alabama und Mississippi – und dabei der Lebensraum unter anderem für Wasservögel, Garnelen und Austern.

Der Kurs der BP-Aktie ist unterdessen gesunken. In Frankfurt wurde das Papier am Nachmittag mehr als zwei Prozent unter dem Vortageskurs gehandelt. Anleger würden von der Sorge getrieben, die Ölpest könne den Konzern teuer zu stehen kommen, schätzen Analysten. Dabei ist der Konzern gut gerüstet: Wieder gestiegene Rohölpreise haben dem britischen Unternehmen im ersten Quartal mehr als doppelt so viel Geld in die Kassen gespült wie im Jahr zuvor. Wie die zweitgrößte europäische Ölgesellschaft am Dienstag in London mitteilte, stieg der Nettoprofit um 134,6 Prozent von 2,6 Milliarden Dollar auf 6,1 Milliarden Dollar, das sind etwa 4,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum letzten Vierteljahr 2009 stieg der Gewinn um 41,9 Prozent. Der Umsatz von BP wuchs im Vorjahresvergleich um 55 Prozent auf 74,4 Milliarden Dollar.