WIE EHEMALIGES HDJ-MITGLIED JUGENDLICHE ERZIEHEN WILL
: Gesinnungskurs in der Natur

Ein Eichhörnchen ziert die Internetseite und auch der Name „Baumpflege & Fällarbeiten“ wirkt schön harmlos. Doch das Dienstleistungsunternehmen des Forstwirtschaftsingenieurs Martin Götze bietet im mecklenburg-vorpommerischen Lübtheen nicht nur Baumschnitt- und Motorsägekurse an, sondern auch den Kurs „Naturerlebnisse“.

In diesem Kurs werden nicht bloß „naturkundliche Kenntnisse“ vermittelt, heißt es auf der Webseite von Götze, der bei der mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) mitwirkte. Der Kurs beinhaltet auch die Programmpunkte Tarnen und Täuschen, Bewegungsarten im Gelände, Funk und Meldewesen, Grundlagen der Menschenführung sowie Selbstverteidigung.

Der Kurs erinnert deutlich an Angebote der HDJ, die seit 1990 Kinder und Jugendliche im nationalsozialistischen Geist zu schulen versuchte. Seit dem Verbot der Organisation 2009 durch den damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble versuchen ehemalige Mitglieder der Organisation, eine neue Struktur für die Erziehung und Schulungen aufzubauen.

Die neuen Aktivitäten klingen für die Journalistin Andrea Röpke dann auch sehr nach dem Engagement der „verfassungsfeindlichen Blut-und-Boden-Fans der HDJ“. Daran ändere auch nichts, dass „die Worte ‚völkisch‘ oder ‚heimattreu‘ im Internetauftritt vermieden werden“, sagt Röpke. Problematisch ist die offensichtliche Vermischung von privatwirtschaftlicher Baumpflege und ideologisch motiviertem Seminarangebot.

Götze kommt aus Hannover und studierte in Baden-Württemberg Forstwirtschaft. Im Südwesten Deutschlands galt er laut Röpke als „wichtiger Kinder-Driller“. Und kurz vor dem Verbot der HDJ soll Götze, der immer noch beim Ordnungsdienst der NPD mitwirkt, noch versucht haben, eine neue „Einheit“ der HDJ aufzubauen.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland