Schering debattiert Übernahme-Angebot

Die heutige Hauptversammlung von Schering dürfte die letzte sein. Betriebsrat erwartet klare Ansagen

Die heutige Hauptversammlung im Internationalen Congress Center (ICC) werden viele Schering-Aktionäre mit einem lachenden und einen weinenden Auge begehen. Weinend, weil die Hauptversammlung die letzte von Schering sein dürfte: Gelingt die Übernahme durch den Leverkusener Bayer-Konzern, verschwindet Schering unter dem Bayer-Kreuz. Lachend dennoch, weil das Übernahmeangebot attraktiv ist, selbst den Kleinaktionären einen erklecklichen Gewinn verspricht – und weil Bayer den feindlichen Übernahmeversuch durch die Darmstädter Pharmafirma Merck vereitelte.

Bayer hatte in der vergangenen Woche offiziell 86 Euro je Schering-Aktie geboten, um das Weddinger Pharma-Unternehmen für rund 16,5 Milliarden Euro zu kaufen. Zum Vergleich: Diese Summe entspricht mehr als vier Fünftel des jährlichen Berliner Haushaltes. Die Übernahmefrist endet am 31. Mai. Kommt die Übernahme zu Stande, soll das gemeinsame Unternehmen Bayer Schering Pharma mit Sitz in Berlin entstehen. Befürchtet wird allerdings ein erheblicher Personalabbau weltweit durch die Fusion. Was dies konkret für Berlin bedeutet, ist noch unklar.

„Der Wunschtraum unserer Mitarbeiter, die Unabhängigkeit zu erhalten, ist ausgeträumt“, resümiert der Schering-Betriebsrat ernüchtert. Dies sei eine Folge des feindlichen Übernahmeversuches durch die Merck-Familie, die durch den Verkauf der bereits erworbenen Schering-Aktien dafür auch noch mit mehr als 250 Millionen Euro belohnt werde. Berlin werde allerdings als bedeutender Standort gesichtert. „Sorgen bereiten uns aber die hohen Finanzierungskosten, die durch Einsparungen refinanziert werden müssen.“ Angekündigte Einsparungen von 700 Millionen Euro bis 2009 und damit der Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen seien die Bürde für die Arbeitnehmer. Nutznießer des Übernahmepokers seien die Besitzer großer Aktienpakete, Spekulanten und Investmentbanken. Vom Schering-Vorstand fordert der Betriebsrat „Klarheit“ und „solide Startbedingungen“ für das neue Unternehmen. Vielleicht kann Schering-Chef Hubertus Erlen heute dazu etwas beitragen. ROT